Unlängst schrieben Sie: „Was ihr Homeoffice nennt, habe ich seit 30 Jahren auf meinem Dachboden.“ Wie war die Corona-Quarantäne für Sie?
Egyd Gstättner: Ganz ehrlich: Ich habe in meiner Existenz wenig Veränderung bemerkt. Das Leben eines Schriftstellers ist immer einsam, man kann schwer in Gesellschaft schreiben. Abstand halten – im übertragenen Sinn – ist eine Geisteshaltung. Zeltfeste oder Bussibussi-Events vermisse ich nicht, andere Dinge – Künstlerhärtefonds und so – haben keine Auswirkung auf mein Leben. Schade sind die Lesungsabsagen, die Präsentation meines neuen Klagenfurt-Buches, die ausverkauft war – über 100 Personen– und jetzt auf unbestimmte Zeit verschoben ist. Aber sonst? Als Künstler agierst du immer in Eigenverantwortung. Es gibt Monate unter dem Existenzminimum und welche darüber. Der einzige Vorteil, dieser Zeit: Es gab weniger Ablenkung. Ich arbeite an einem Roman, das Textvolumen, das ich nun geschafft habe, würde ich sonst in sechs Monaten schaffen.

Sie gingen – etwa zur Inspiration – nie in die verwaiste Stadt?
Gehen Sie am Montag um 21 Uhr in die Stadt. Da haben Sie zu jeder Jahreszeit Corona-Stimmung. Aber ich war – als Risiko-Patient – tatsächlich immer daheim. Sport gab es nur im Keller – Hochleistungstischtennis. Derzeit führt meine Frau mit 12.614 zu 12.613. Aber ich hoffe bald, dass es wieder hinaus geht.

Einstweilen kann man lesen. Warum haben Sie Ihren Klagenfurt Reiseführer neu aufgelegt?
Weil es meine Frau, die Buchhändlerin ist, sagte: Der erste Reiseführer ist vor zehn Jahren erschienen, ist seit neun Jahren vergriffen und wird seither nachgefragt. Ich bin also einem Leserwunsch nachgekommen. Aber es hat sich in dieser Zeit so vieles getan, dass ich ihn von Grund auf überarbeiten musste.