Mit Valentin Inzko (59) bekommt Bosnien-Herzegowina einen guten Landeskenner als internationalen Beauftragten. Fast könnte man von einer Heimkehr sprechen, leitete Inzko doch von 1996 bis 1999 die österreichische Botschaft in Sarajevo. Als er wenige Monate nach Kriegsende in die bosnische Metropole kam, kämpfte mit mangelnder Wasserversorgung und tagelangen Stromausfällen. "Botschafter als Müllmensch" nannte ihn eine Zeitung anerkennend, denn der fließend Serbokroatisch sprechende Inzko suchte lieber den Kontakt zu den Bewohnern Sarajevos als sich in die Diplomaten-Scheinwelt zurückzuziehen.

Ohne Fenster. Seine Wohnung in Sarajevo war damals auch in einem zerschossenen Gebäude ohne Fensterscheiben untergebracht. Im November 1998 wurde dann ein frisch renoviertes Botschaftsgebäude eröffnet. Die im Krieg zerstörte Villa aus dem Jahr 1894 war mit einem Kostenaufwand von damals 14 Millionen Schilling (rund 1 Mio. Euro) herausgeputzt worden.

Eröffnung. "Während sich andere Botschaften eingemauert haben, strahlte unsere Botschaft immer einen familiären Charakter gegenüber hilfesuchenden Menschen aus", erinnerte sich Inzko anlässlich der Eröffnung des neuen österreichischen Botschaftsgebäudes an die schweren Anfangszeiten. Deshalb falle ihm der Abschied aus den nicht standesgemäßen Räumlichkeiten schwer.

Ehrenbürger. Inzko wird jetzt wohl keine rechte Freude mit dem Betonwürfel haben, in dem sich das Büro des internationalen Bosnien-Beauftragten (OHR) befindet. Seinen positiven Blick auf die bosnische Hauptstadt dürfte das aber kaum trüben. Im Jahr 2000, als er wegen seines Einsatzes für die Stadt zum Ehrenbürger Sarajevos ernannt wurde, sprach Inzko von einer "großen Sehnsucht nach dieser Stadt, in der sich der Orient und die westliche Welt berühren".

Jovial. Der mit der Mezzosopranistin Bernarda Fink verheiratete Kärntner Slowene ist ein unkonventioneller Diplomat. Die hoh(l)e Kunst der diplomatischen Förmlichkeit beherrscht er zwar auch, er gibt sich aber lieber jovial und pflegt das Zwischenmenschliche. Von Journalisten als pointierter Kommentator geschätzt ("Milosevic kann irgendwann einmal wie Ceausescu enden", sagte er wenige Monate vor dem Sturz des serbischen Machthabers im Jahr 2000), gilt er als profundester einheimischer Balkan-Kenner neben dem früheren Bosnien-Beauftragten Wolfgang Petritsch (1999-2002).