Bereits fünf Minuten vor neun Uhr ist's mucksmäuschenstill in der "Schmetterlingsgruppe" des Kindergarten St. Ursula in Klagenfurt. Nur ein paar der Lauser zwischen drei und sechs Jahren rutschen ein bisserl nervös auf den kleinen Sesseln hin und her, die sie vorher im Halbkreis aufgestellt haben. In der Mitte: Ein großer, gepolsterter Stuhl. Hier wird der Herr Bischof sitzen, hat ihnen ihre Tante, Frau Annelies Krassnitzer, erklärt. Der hat sich nämlich für neun Uhr früh im Kindergarten angesagt, um sich mit den Kindern einmal ausführlich über das bevorstehende Weihnachtsfest zu unterhalten. Ein wichtiges Thema für die Zwerge. Vor allem eines, das für sie auch manche Frage aufwirft.

Christkind ist überall. Als Bischof Alois Schwarz dann - in seinem eindrucksvollen schwarz-violetten Talar gewandet - pünktlich eintrifft, gibt's erst einmal ein großes Hallo. Aus kleinen, aber vollen Kehlen singen ihm die Schmetterlinge ein Begrüßungsständchen. Berührungsängste? Kaum. Schließlich gibt es eine Menge zu besprechen mit dem Herrn Bischof. "Wie kann das Christkind eigentlich zu allen Kindern gleichzeitig kommen?", ist eine Frage, die die kleine Lucia schon eine Weile beschäftigt. Die Erklärung vom Herrn Bischof klingt für sie plausibel: "Denk einmal nach, wie lieb ihr daheim zueinander seid. Der Papa ist lieb zu dir, die Mama auch, wahrscheinlich auch deine Geschwister oder eine Großeltern. Und dann gibt es einen, der ist so lieb wie die alle zusammen. Das ist der liebe Gott. Und weil er so lieb ist, kann er als Christkind immer dort sein, wo die Menschen lieb zueinander sind. Zu Weihnachten ist das überall."

Alle warten aufs Christkind. Große Augen machen die Kinder, als der Herr Bischof erzählt, dass sogar er am Heiligen Abend auf das Christkind wartet. "Am 24. Dezember bin ich gemeinsam mit dem Herrn Generalvikar und meinem Sekretär zuhause. Wir sitzen zusammen, beten und dann gehen wir durchs Haus und schauen, ob in irgendein Zimmer das Christkind gekommen ist." Bisher, meint der Herr Bischof, hat es noch jedes Jahr zu ihnen gefunden. "Und immer lässt es für jeden von uns ein kleines Packerl da."

Weihnachtsgeschichte. Ein Punkt in der Weihnachtsgeschichte, der bei Anna ein paar Fragezeichen hinterlässt, ist folgender: "Warum war für Maria und Josef eigentlich kein Platz in der Herberge? "Weißt du", sagt Bischof Schwarz und beugt sich vor zur kleinen Anna, "Maria und Josef, das waren einfache, arme Leute. Die haben nichts gehabt, auch kein Geld für die Herberge. Deshalb wollte sie in dieser Nacht niemand aufnehmen. Aber sie haben ja dann den Stall gefunden."

Herbergssuche. Wie verzweifelt Maria und Josef und wie hartherzig die Herbergswirte waren, spielen die Kinder dem Herrn Bischof dann bereitwillig vor. Viktoria gibt die geschwächte Maria, Maxi den sie rührend umsorgenden und beschützenden Josef. Nach zwei erfolglosen Versuchen, Einlass zu finden, klopft der kleine Josef mit seinem Stock dann schließlich beim Herrn Bischof an. Und der bringt es nicht übers Herz, sie wegzuschicken, auch wenn's anders überliefert ist. "Freilich bekommt ihr Herberge bei mir. Kommts rein," meint Bischof Schwarz mit einem Lächeln. Um im Anschluss gleich die Sache mit Maria und Josef an sich ein bissl näher zu erklären: "Gott hat die beiden ganz lieb gehabt. Deshalb hat er ihnen auch seinen Sohn Jesus geschickt. Josef war aber nicht der Vater von Jesus, er hat nur für ihn gesorgt." Ob die beiden keinen Nachnamen gehabt hätten, will eines der Kinder wissen. "Damals hat es gereicht, wenn man gewusst hat, welche Vorfahren sie gehabt haben. Deshalb hieß es: Aus dem Hause Davids", erläutert der Bischof.

Von Engeln und Sternen Nach ausgiebigem Räuspern formuliert zuletzt noch Benjamin seine Frage. "Wie haben die Menschen denn so schnell vom Jesuskind erfahren?", will er mit gerunzelter Stirn wissen. Schließlich war es ja völlig abseits des Trubels, unter ärmlichen Verhältnissen auf die Welt gekommen. Der Herr Bischof verweist auf den Stern, den die Kinder von der Krippe im Kindergarten kennen. "Dieses Licht haben die Hirten gesehen und sich erst noch gewundert. Bis ein Engel kam und ihnen verraten hat, dass der Retter der Welt geboren ist. Die Hirten sind dann zum Stall und haben Maria verraten, wie lieb und besonders ihr kleines Kind ist. Und da hat Maria angefangen, vom Herzen her zu denken".

Vom Herzen her, so nähern sich auch die Schmetterlinge von St. Ursula dem Weihnachtsfest. Als sie dem Herrn Bischof zum Abschied noch ein fröhliches und beinah akzentfreies "We wish you a Merry Christmas" trällern, ist der kleine Kindergartenraum erfüllt von gemeinsamer Freude und Zuneigung. Und das Christkind ist fast greifbar . . .