Vor 20 Jahren holte Ihr Vorgänger Harald Pittner Sie in die Kärntner Raiffeisen-Geschäftsführung. Banker war für Sie als junger Jurist ein Traumjob?
KLAUS PEKAREK: Ich begegnete Pittner zufällig bei meiner Tätigkeit im Notariat und wurde sein Direktionsassistent. Ich dachte, ein Jahr Ausflug ins Finanzwesen kann nicht schaden. Geworden sind es 25 Jahre bei Raiffeisen.

Sehr bald in spannender Symbiose. Sie als Direktor, mit dem Bauern- und ÖVP-Denkmal Herbert Bacher als Obmann. Wie sind sie mit ihm zusammen gekommen?
PEKAREK: Ich habe Bacher sehr geschätzt und schätze ihn heute noch. Er hatte Gewicht als Funktionär und war enorm stabilisierend. Der Vorstand hatte den Rücken frei. Es war dann eine Zeit des Wandels. Der dominante Teil des Raiffeisenverbandes war damals noch die Ware, wo es dann die größten Umbrüche gab.

Sie traten mit Wolfgang Kulterer als Vorstandsduo an. Er hat das harte Agrar-Los bei Raiffeisen gezogen, Sie machten mit dem Bankensektor den goldenen Griff.
PEKAREK: Die Rollen zwischen Kulterer und mir waren verteilt, ich hatte den Geldsektor, er hatte die Ware. Als er dann 1993 in die Hypo wechselte, hat er eine Zeit lang parallel sogar noch die Lagerhäuser-WHG betreut. Eine solche Doppelrolle wäre heute unvorstellbar. Ich erinnere mich, dass das damals auch für den Klagenfurter Raiffeisen-Doyen Walter Dermuth unfassbar war. 1994 übernahm dann Wolfgang Habersatter die WHG und bald war klar, dass die Lagerhäuser einen zweiten Sanierungsschritt brauchen. Ich musste mich dann eineinhalb Jahre fast ausschließlich darum kümmern, weil der Raiffeisen Bankensektor der größte Eigentümer war. Die Lage war kritisch, wir hätten sonst sogar Probleme mit der Bankenaufsicht bekommen. Es stieg dann die bayerische Baywa mit Stefan Mayerhofer bei der WHG ein und der Erfolg ist heute bekannt.

Sie und Kulterer haben mit Ihren Karrieren 20 Jahre lang die Kärntner Bankenszene geprägt. Sie mit unglaublich konstanten Erfolgszahlen bei Raiffeisen, er mit der spektakulären Hypo-Expansion in Südosteuropa. Wie sehen Sie heute Kulterers bevorstehendes Gerichtsverfahren wegen des Verdachts der Bilanzfälschung?
PEKAREK: Unsere Karrieren waren ebenso markant wie unterschiedlich. Bei der Raiffeisen Landesbank hat sich in diesen 20 Jahren die Bilanzsumme auf 2,6 Milliarden Euro vervierfacht, das Betriebsergebnis sogar verzehnfacht auf 26,7 Millionen Euro. Ähnlich die Entwicklung bei den Raiffeisenbanken. Es ist aber auch die dynamische Auslandsentwicklung der Hypo und ihre Wertsteigerung eine extreme Erfolgsgeschichte. Letztlich muss aber jeder mit der Erfahrung leben, dass Erfolg viele Väter hat und man in der Niederlage allein da steht. Einen langfristigen Dank gibt es nicht, damit muss auch Kulterer umzugehen lernen.

Ein Paradigmenwechsel für Raiffeisen war die Umwandlung vom Verband zur Raiffeisen Landesbank und der Obmann-Wechsel von Bacher zu Vinzenz Thurn-Valsassina. Wie prägten Sie mit ihm den "Kärntner Weg"?
PEKAREK: Thurn kam als Banker von der Raiffeisen Zentralbank und hatte einen sehr strategischen und analytischen Zugang. Er brachte ein 150-prozentiges Bekenntnis zur Marktwirtschaft und zum Liberalismus von Hayek mit. Er wollte das auf das Genossenschaftssystem übertragen, ich hatte eine vermittelnde Rolle, daraus wurde der "Kärntner Weg".

In der Zeit begannen aber auch die Konflikte mit den Raiffeisen-Primärbanken um ihre Autonomie. Der Konflikt mit Raika-Rebellen trug auch zu Ihrer Rücktrittsentscheidung bei. Mit autonomiebewussten Primärbanken-Vertretern wie Josef Stampfer, Erwin Hermann, Rudi Zarre, Walter Striedinger, Franz Obereder haben sie Sträuße ausgefochten, wie begegnen Sie ihnen heute?
PEKAREK: Entspannt und ohne Vorurteile. Viele Jahre habe ich im Interessenkonflikt zwischen Primärbanken, Landesbank und Verbund vermittelt, damit es nicht eskaliert. Es ist eine Gratwanderung. Autonomie ist ein Erfolgsfaktor, in der Gemeinschaft muss man aber auch Konzessionen machen, sonst kommt man in Isolation.