Christoph Wagner-Trenkwitz moderiert ab Herbst die Musik-Matineen im Stadttheater Klagenfurt. Mit dem Haus verbindet der 45-jährige Musikwissenschafter eine seiner frühesten Theatererinnerungen. Sein Onkel Georg Trenkwitz spielte unter Intendant Herbert Wochinz in Klagenfurt und bei den Komödienspielen Porcia. Als Siebenjähriger sah Christoph Wagner-Trenkwitz den Onkel als Franz Mohr in Schillers "Die Räuber" auf der Bühne und war "ziemlich geschockt, als er sich am Schluss umgebracht hat".

Sie moderieren wahnsinnig viel. Von der Opernmatinee bis zur Goldenen Kaffeebohne. Wissen Sie soviel oder bereiten Sie sich so intensiv vor?
CHRISTOPH WAGNER-TRENKWITZ: Nun, ich habe studiert. Aber man muss sich auf jedes Werk, das man zu vermitteln versucht, neu vorbereiten. Weil man den Leuten ja eine Geschichte erzählen muss und nicht nur Informationshülsen weitergeben. Das ist natürlich auch die Prawy-Schule. Dass man ein persönlich Begeisterter ist und im Gespräch mit Menschen nicht nur so tut als würde man sich für sie interessieren.

Bei Ihren vielen Gesprächspartnern gab es sicher solche, mit denen sie besonders gut konnten oder solche, an denen sie sich fast die Zähne ausgebissen haben.
WAGNER-TRENKWITZ: Das ist jetzt schwierig. Wenn ich so nachdenke . . . Bibiane Zeller! Die hat mir einmal in einer Gesprächspause erzählt, dass sie als Kind in der Nähe eines Gestapolagers wohnte, die Schreie gehört hat und dann gewissermaßen ans Theater geflohen ist. Vor der Kamera kam das von ihr nicht mehr und ich konnte natürlich nicht nachfragen: Und wie war das damals, als Sie an der Gestapo vorbeigegangen sind. Man sollte sich also davor hüten, sich gut zu unterhalten bevor das Gespräch beginnt.

Ist Ihnen bei einer Antwort jemals die Luft weggeblieben?
WAGNER-TRENKWITZ: Nein. Meine allererste Matinee an der Staatsoper war 1998. Ernani. Marcel Prawy wollte das nicht machen, weil dieser frühe, fade Verdi hat ihn nicht interessiert. Also durfte ich mich versuchen. Roberto Scandiuzzi hatte einen alten todernsten traurigen Herrn zu singen, dessen Frau ihn mit einem Gauner und mit dem König betrügt. Eine schwierige Situation. Im letzten Akt ruft Silva mit dem Horn den Ernani zum Tod. Und Roberto Scandiuzzi flüstert mir eine total unanständige Geschichte zu. Vom Corno, das nicht nur das Horn ist, sondern auch ein Körperteil, und ich hab einen derartigen Lachkrampf bekommen und er auch. In meiner ersten Matinee ist also die Schilderung dieser traurigen Geschichte überhaupt nicht geglückt. Die Heiterkeit hat auch auf das Publikum übergegriffen. Keiner wusste, warum er lachte. Aber es ist gut: Wenn dir eine Panne passiert, dann lass das Publikum daran teilhaben. Im Herbst 2003 habe ich noch eine Matinee an der Staatsoper gemacht, da ist einfach niemand erschienen. Es war ein verlängertes Wochenende und die Sänger hatten probenfrei.