Sieben hochqualifizierte Köpfe tüfteln im Klagenfurter Asfinag-Labor im Lakeside Park am Ostufer des Wörthersees an einer weltweit neuen Zukunftstechnologie, die in zirka zehn Jahren realisiert sein wird: Das Forscherteam entwickelt ein Verkehrs-Informationssystem, welches möglichst genau selektierte Angaben über die Lage auf der Fahrtstrecke weiterschickt, und zwar direkt an das Navigationssystem im Automobil. Was derzeit über den Verkehrsfunk im Radio ins Auto gelangt, wird dann über ein Wireless-Lan - ein lokales Funknetz - laufen.

Flüssiger Verkehr. Die Straße spricht sozusagen direkt mit dem Fahrzeug, gibt aktuelle Informationen über ihren Zustand - Staus, Baustellen, Unfälle, und Ähnliches - weiter. Die Lenker sind gewarnt, können reagieren und ausweichen, was wiederum den Verkehr flüssig hält.

In Echtzeit. "Die Strecke kommuniziert in Echtzeit mit dem Fahrzeug", bringt Peter Hrassnig, Teamleiter der Asfinag-Forschungsgruppe, die Technologie auf den Punkt. "Sensoren liefern Daten von der Strecke, das System errechnet die Informationen und diese werden über die Funkwolke des Wireless-Lan sofort weitergesendet."

Referenzprojekt. Dieses Forschungsprojekt ist das erste seiner Art in Europa und stellt damit "ein europäisches Referenzprojekt dar", wie Mathias Reichhold, Asfinag-Vorstandsdirektor, stolz vermerkt. "Unserem Wissensstand nach ist es überhaupt das weltweit erste Projekt seiner Art, es findet international große Beachtung. Nur in Japan gibt es noch eine ähnliche Teststrecke."

Teststrecke. In Kärnten dienen 7,5 Kilometer der Südautobahn bei Grafenstein als Teststrecke. Sie ist mit zehn "Access-Points" gespickt, drahtlose Zugangsknoten auf Sendemasten, auf denen zwei verschiedene Technologie-Systeme sitzen. Mit zwei Partnern aus der Industrie (Allied Systems und Telekom Austria) sowie mit drei Fahrzeugen werden die Systeme getestet. Hrassnig: "Ende August wird das Pilotprojekt abgeschlossen sein."

Neue Dienste. Das Endprodukt soll zur Grundlage für eine Vielzahl von neuen Diensten für Autofahrer werden: Neben der lokalen Verkehrsinformation, die direkt ins Fahrzeug kommt, könnte es auch Wetterwarnungen geben. Weiters vorgesehen sind "Location based services", aktuelle Informationen über alles, was entlang der Strecke liegt, wie Ausflugsziele, Sehenswürdigkeiten, Sportmöglichkeiten, Rasthäuser oder Restaurants. Und im Fahrzeug soll es auch nicht langweilig werden: Die neue Technologie wird das Surfen auf der Autobahn ermöglichen.

W-Lan System. Doch damit nicht genug der Vernetzung. "Auch die Straßenmeistereien werden an das W-Lan-System angebunden", sagt Hrassnig. Das würde die Modernisierung des Straßendienstes zur Folge haben, wie Breitbandkommunikation mit den Einsatzfahrzeugen oder ein digitaler Betriebsfunk.

Testlabor. Die Lakeside-Forscher in Diensten der Asfinag arbeiten aber noch an anderen Projekten: "Wir bauen ein Labor auf, in dem alle Verkehrssteuerungs-Anlagen und -Geräte getestet werden, die europaweit in den Einsatz kommen", sagt Peter Hrassnig. "Dafür gibt es nur noch ein Testzentrum in den Niederlanden." Der Asfinag-Vorstand in Wien habe das Labor genehmigt, so Reichhold: "Wenn europäische Länder hier testen lassen, verdienen wir Geld damit. Labors und ihre Ausrüstungen sind teuer und müssen finanziert werden." Das Asfinag-Labor sehe sich auch als Partner für kleinere Firmen oder Erfinder im Land, so Reichhold: "Sie können bei uns Geräte testen lassen und haben so die Chance, ihre Produkte für den Weltmarkt weiterzuentwickeln."