Empörung herrscht nicht nur bei den Mitarbeitern der Gewerkschaftsheime über die "Kindesweglegung". Der Kärntner Gewerkschafts-Präsident Adam Unterrieder meinte am Dienstag lapidar, dass der "ÖGB nicht mehr unbedingt Feriendörfer haben muss". Wenn die Bawag nicht genug einbringt, um den hoch verschuldeten ÖGB zu sanieren, könnten außer Maltschacher- und Hafnersee, noch andere Juwele an Kärntens Seen verkauft werden. Zum Beispiel Cap Wörth und die Ferienanlage Ossiacher See. Landesrat Gerhard Dörfler verurteilte die Aussage des ÖGB-Chefs postwendend als "schamlos". Statt das Land bei seinem Kaufangebot zu unterstützen, trete der ÖGB-Boss für das Verscherbeln an das Ausland ein.

Gebundene Mittel auflösen. Jetzt will Landeshauptmann Jörg Haider einspringen. Beim "Sommergespräch" im ORF verlangte er einen Sonderlandtag, der die gesperrten Mittel aus dem Zukunftsfonds freimachen soll, um die Liegenschaften anzukaufen.

Ferienanlage. Um Zweckoptimismus ist man in der gewerkschaftseigenen Ferienanlage in Ossiach bemüht. Geschäftsführerin Astrid Spitzer ist überzeugt, dass die Gewerkschafts-Spitze die weitläufige Anlage auch weiterhin behalten wird: "Der ÖGB schaut immer auf seine Mitarbeiter." Nicht ganz so optimistisch zeigt sich Arnold Schuster, Geschäftsführer von Sotour, der gewerkschaftseigenen Betreibergesellschaft der Ferienheime. Er schließt einen Verkauf nicht aus, glaubt aber an die Weiterbeschäftigung der 40 Mitarbeiter. Noch besorgter klingt der Betriebsratschef von Sotour, Peter Bauer: "Ich bin sprachlos und mache mir Sorgen. Für den ÖGB ist Sotour eine Art Kundenbindungsprogramm. Das muss bei der Gewerkschaft bleiben. Unterrieder war bis jetzt anderer Meinung."

Arbeitsplätze. Bis zu 28 Arbeitsplätze stehen in Cap Wörth am Spiel. Das Riesengrundstück ist noch bis 2016 an den Jugendherbergsverband verpachtet. Dessen Geschäftsführer Peter Kaiser sieht "gute Gründe", Cap Wörth nicht zu verkaufen. "Dafür gibt es betriebswirtschaftlich keinen Grund. Wir zahlen dem ÖGB jährlich 100.000 Euro Miete, die Wasserrettung liefert 20.000 Euro ab."

Erlös. Immobilienexperten schätzen den Quadratmeterpreis von Cap Wörth auf bis zu 2000 Euro. Bei weit über 50.000 Quadratmetern würde das einen theoretischen Verkaufserlös von über 100 Millionen Euro einbringen. Wegen bestehender Widmungen müssten allerdings Abschläge in Kauf genommen werden. Der noch zehn Jahre laufende Pachtvertrag ist aber kein Hindernis: Verträge kann man auskaufen - alles nur eine Frage des Geldes...