Eine Frage an einen Begüterten: Wann ist ein Mensch arm?
Timo Springer: Man kann Armut natürlich statistisch festmachen, aber Menschsein hat viele Facetten, das Finanzielle ist nicht die einzige Art der Armut. Es gibt zum Beispiel auch die geistige Armut.


Unternimmt der Staat genug gegen Armut?
Wenn Sie die Daseinsvorsorge meinen, die mit Steuergeld geschieht, dann ist das nicht der Fall. Es gibt Verbesserungspotenzial – aber auch Überförderung. Bei der Bildung würde ich mir mehr Einsatz wünschen: Vom Kleinkinderbereich bis hinauf in die Begleitung in Berufen. Der Bildungsweg ist die finanzielle und intellektuelle Basis. Und wir haben kein Schulsystem, das auf das Leben vorbereitet.


In der Politik dreht sich derzeit aber alles darum, die Energiekrise, die Inflation und den Ukraine-Krieg zu meistern.
Wenn man sich das letzte Jahrhundert anschaut, hatten wir zu letzt 120 Monate de facto ohne Krise – es ging seit der Lehman-Pleite, also der Finanzkrise, ständig wirtschaftlich bergauf. Das ist eine historisch unbekannt lange Phase, normalerweise kommt es alle drei bis fünf Jahre zu einer Krise, oft überlagern sie sich. Deswegen haben wir auch verlernt, damit umzugehen, es gibt keine Leitfigur, die dem Wirtschaftsstandort Planungssicherheit gibt.


Das klingt nach dem sprichwörtlichen „starkem Mann“. Wird man auf Freiheiten verzichten müssen, um den Wohlstand zu halten?
Niemals! Freiheit ist die Basis für Wohlstand. Arbeit kann nur dann zu Wohlstand führen, wenn sie selbstbestimmt erfolgt, das ist seit Generationen ein Antrieb.


Ersetzen wir den Verzicht aus der vorherigen Frage durch die Tugend des Teilens. Werden wir mehr teilen müssen?
Teilen ist nie falsch. Man sieht das auch, wie die Kärntnerinnen und Kärntner hilfsbereit sind, wenn Hochwässer oder Naturkatastrophen geschehen.


Sie haben als Unternehmer, aber auch mit der Industriellenvereinigung, im letzten Jahr hohe Summen gespendet – auch an Kärntner in Not. Warum gerade an uns?
Wir entwickeln unseren Betrieb seit 70 Jahren, unterstützen die Menschen in unserem Umfeld wo es möglich ist – etwa im Sport oder in der Kultur. 2008 haben wir dann angefangen, statt Geschenken zu kaufen, die Summe an Kärntner in Not zu spenden. Weil wir wissen, dass hier rasch und korrekt geholfen wird.


In diesen Zeiten muss man fragen: Erwarten Sie sich so bessere Berichterstattung?
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wenn es zu berichten gibt, dann machen Sie das. Wir gehen zu Kärntner in Not, weil wir als Unternehmen – so sehr sie uns auch treffen – Schicksalsschläge nicht individuell begleiten können. Wenn man etwas privat macht, spricht man ohnehin nicht darüber. Aber hier geht es um eine korrekte Abwicklung und wir können sicher sein, dass die Hilfe schnell zu jenen Menschen kommt, die in unserem Umfeld leben – in Friesach, im Raum St. Veit. Unsere Mitarbeiter können wir unterstützen, die sind Teil unseres Erfolgsweges. Bei den Menschen, denen Kärntner in Not hilft, ist es oft so, dass sie unverschuldet in diese Situation kommen. Durch eine Naturkatastrophe, einen Unfall, eine Krankheit. Diese wollen wir unterstützen. Soziale Verantwortung endet für uns nicht am Firmentor.


Vertiefen wir ihre Forderung nach mehr Bildung: Was meinen Sie damit konkret?
Es gibt in unseren Lehrplänen keinen Platz für die Vermittlung von wirtschaftlichem Basiswissen, den Umgang mit Geld. In Kombination mit Social Media und der permanenten Bestellbarkeit von Dingen im Internet ergibt das schon ein großes Problem. Hinzu kommt die Frage: Muss ein Staat großzügig Glücksspiellizenzen halten und verteilen um da ein paar Steuereinnahmen zu generieren? Ich gehe da auch so weit: Alter schützt vor Bildung nicht. Wir sollten den Leuten halt später den Umgang mit Geld näher bringen.


Hat die Politik in der Aktuellen Krise Fehler gemacht?
Ja, man hätte die Bindung des Strom- an den Gaspreis aufheben sollen. Das wäre rechtlich und finanziell leichter gewesen, als nun flächendeckend Gutscheine zu verteilen, die wohl auch die Inflation nochmals angefeuert haben.