Damit eines gleich klargestellt ist: Gelassener oder milder wurde Anneliese Rohrer – auch laut Eigenbefund – nicht. Die Grande Dame des Politikjournalismus feierte dieser Tage ihren 75. Geburtstag; „mit einer Runde Dankbarkeit, dass ich noch arbeiten kann und darf. Und mit einer Runde Dankbarkeit, dass es die Gesundheit hergibt.“ Schonungslos und punktgenau sind die Kommentare und Analysen der seit Jahrzehnten in Wien Lebenden nach wie vor, ob schriftlich, in TV- und Radio-Diskussionen, bei Vorträgen, in ihren Büchern. Nicht zur Freude aller. Manche würden sie auffordern, „endlich aufzuhören“, erzählt sie. Andere würden ihr „eine latente Bösartigkeit“ vorwerfen. Das weist Rohrer zurück. Wobei die „absolut Politiksüchtige“ (Rohrer) für sich bereits ein Sicherheitsnetz gespannt hat. „Es gibt jemanden, der mir sagen wird, wann ich aufhören soll.“ Das wäre dann der Fall, „wenn das, was ich schreibe, nicht mehr logisch ist“.