Am 1. September beginnt das offizielle Kindergartenjahr. An diesem Tag tritt auch das Kärntner Kinderstipendium in Kraft, das 100 Prozent der durchschnittlichen Beiträge ersetzt. Wie Kindergarten-Referent Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) heute bei einer Pressekonferenz in der neuen Kinder-Tagesstätte Poggersdorf betonte, profitieren rund 19.000 Kinder bzw. deren Eltern von dieser Entlastung. Schon im Landtagswahlkampf 2018 hatte man das versprochen.

Kaiser: "Für 10.500 Kinder ist der Betreuungsplatz mit Ausnahme des Essensbeitrages völlig kostenlos. Für rund 8500 Kinder, deren Kindergartenplatz schon bisher teurer war als der Durchschnitt, werden die Eltern nur mehr jene Kosten tragen, die über dem Durchschnitt liegen."

Gerhild Hubmann, Leiterin der Bildungsabteilung im Land, nannte die konkreten Sparsummen. Beim Kindergarten halbtags werden sich die Eltern dank der finanziellen Hilfe des Landes künftig 108 Euro pro Monat sparen, das sind 1296 Euro pro Jahr. Beim Ganztagskindergarten lauten die entsprechenden Summen 147 Euro pro Monat und 1764 Euro pro Jahr. Noch deutlicher fällt die Ersparnis bei der Tagesstätte halbtags (162/1944 Euro) und ganztags (247/2964 Euro) aus.

In Zukunft sollen auch die Betreuungsgruppen in den Kärntner Kindergärten kleiner werden. Dafür braucht es aber mehr Elementar-Pädagogen. Deshalb verstärkt das Land die Ausbildungsmöglichkeiten. Neben der BAfEP, der Bildungsanstalt für Elementarpädagoginnen, wird es künftig ein Colleg geben, bei dessen Besuch das Land den Studenten ein Gehalt zahlt. Damit soll der Umstieg aus anderen Berufen erleichtert werden.

Wie Kaiser in Poggersdorf betonte, liegt die Betreuungsquote der Fünfjährigen in Kärnten bei 98,5 Prozent. Von den unter Dreijährigen werden allerdings nur 27,7 Prozent institutionell betreut, diese Zahl ist seit 2018 um 5 Prozent gestiegen. Vom Barcelona-Ziel (33 Prozent) ist das Land allerdings noch ein Stück weit entfernt, obwohl der Europarat diese Quote schon 2010 festgelegt hat.

Kritik vom Team Kärnten

"Auch mit dem beginnenden neuen Kinderbildungs- und Betreuungsjahr 2022/23 wird das Versprechen der SPÖ, Kärnten zur kinderfreundlichsten Region Europas zu machen, weiterhin nicht eingehalten", kritisiert Team Kärnten-Chef Bürgermeister Gerhard Köfer in einer Aussendung. Dass das Land 100 Prozent der durchschnittlichen Kinderbildungs- und -betreuungskosten übernimmt, was von SPÖ-Seite her versprochen wurde, stimmt nicht, so Köfer: "Es war in der Vergangenheit permanent von elternbeitragsfreier Kinderbetreuung die Rede, was aber nach wie vor nicht umgesetzt wird. Rund 8000 Kinder besuchen Kindergärten, deren Beiträge über den durchschnittlichen Kosten liegen. Die Eltern müssen für den Differenzbetrag aufkommen, von elternbeitragsfrei kann also nicht die Rede sein." Köfer vermisst zudem die Umsetzung des neuen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes: "Dieses wurde seit Jahren versprochen, aber bis heute nicht auf den Weg gebracht."

Das neue Gesetz müsse rasch für wesentliche Verbesserungen im Kinderbildungsbereich sorgen, fordert Köfer: "Es geht um mehrere wichtige Detailbereiche. Diese umfassen die Entlohnung der Mitarbeiter, die aktuell im krassen Widerspruch zu den erbrachten Leistungen steht, über die Verringerung der Gruppengrößen, um eine individuelle Förderung unserer Kleinsten zu ermöglichen, bis hin zu den Öffnungszeiten der Einrichtungen. Es kann nicht sein, dass die Schließzeiten der Kindergärten oft länger andauern als der Urlaub der Eltern. Auch zu Tagesrandzeiten müssen Verbesserungen erreicht werden." Aus der Sicht Köfers sei eine hohe Qualität in der Kinderbetreuung heute auch ein wesentlicher wirtschaftlicher Standortfaktor und eine wichtige Maßnahme, um Mütter wieder schneller in den Erwerbsprozess zu integrieren.