Frieda K. kann sich an die Zeit erinnern, als Jörg Haider noch ein kleiner Bub war und mit ihren eigenen Kindern auf der Straße spielte. "Der Jörg war ein braves Kind. Aber ein Rädelsführer war er schon damals", sagt die Goiserer Pensionistin, deren Haus gleich neben jenem der Familie Haider steht. Jetzt gilt ihr größtes Mitgefühl Dorothea Haider, der betagten Mutter des verstorbenen Politikers. Man habe sich mit den Haiders immer gut verstanden, sagt sie. Nachsatz: "Das meine ich aber nicht politisch."

Berühmtester Goiserer. In Bad Goisern herrscht Trauer - und Verlegenheit darüber, wie mit dem Tod des berühmtesten Goiserers umgegangen werden soll. Offen stolz waren auf "den Jörg" in der roten Hochburg im inneren Salzkammergut nie viele. Außerdem verließ Haider seine Heimat schon 1973. Kurz zuvor hatte er bei einer Gemeinderatswahl für die örtlichen Freiheitlichen kandidiert. Aber selbst diese haben ihm Knittelfeld und die Gründung des BZÖ bis heute nicht verziehen. "Kommt es zur Wiedervereinigung, trete ich aus der FP aus", sagte Gemeinderätin Christine Putz.

Neue Situation. Doch jetzt stehen die Goiserer vor einer neuen Situation. Nach einigem Zögern wurde am Wochenende vor dem Gemeindeamt die schwarze Flagge gehisst. SP-Bürgermeister Peter Ellmer dachte sogar laut darüber nach, Jörg Haider posthum die Ehrenbürgerschaft zu verleihen. Als das Fernsehen darüber berichtete, hielt sich die Begeisterung im Ort in Grenzen. Nicht nur Haider-Kritiker, sondern auch seine Bewunderer schimpften über den Vorschlag des Bürgermeisters. "Das ist eine unappetitliche Heuchelei", sagt etwa Steegwirt Fritz Grampelhuber junior. Dem jungen Gastronomen hat gefallen, wie Haider in den vergangenen Jahrzehnten das Polit-Establishment in Wien aufmischte. Über die Ehrungspläne in seinem Heimatort ärgert er sich dennoch. "Die Gemeinde hat sich immer von Haider distanziert."

Auszeichnung. "Meine Idee war übereilt", sagt Bürgermeister Ellmer. "Es wird von meiner Fraktion keine Initiative für eine Ehrenbürgerschaft geben." Für Diskussionen sei man aber offen. Gut möglich, dass Ellmer sich damit Ärger erspart. Hubert von Goisern, die zweite Berühmtheit der 7600-Seelen-Gemeinde, würde seine Ehrenbürgerschaft bei einer posthumen Auszeichnung Haiders sicher zurücklegen, wird gemunkelt.