Die Menschheit ist die einzige Spezies, die unbeirrt, im Namen des Fortschritts, an der Vernichtung ihrer eigenen natürlichen Lebensgrundlage arbeitet. Der Vollständigkeit halber ziehen wir gleich alle anderen Lebensformen mit in den Abgrund. Die Zerstörung von Tieren, Pflanzen und Naturraum kränkelt uns seit Jahrzehnten nicht wirklich an, denn die Antarktis ist für uns kein Urlaubsziel, Natur generell ist schön, macht aber auch viel Mist, und manche aussterbenden Tiere sind sowieso schiach und lassen sich nicht einmal streicheln. Jetzt legen wir aber noch einen Gang zu, jetzt geht's uns schön langsam selber an den Kragen. Und zwar wieder durch den „Fortschritt“.

Man hat ja nicht den Eindruck, dass sich die Intelligenz oder gar die Weisheit der Menschen seit der Antike wesentlich gesteigert hätte. Erkennbare Fortschritte hat nur die Technik gemacht. Und diese wiederum beschleunigt unsere Selbst-Abschaffung. Uns öffentlich wischende, mit Selfie-Sticks bewaffnete, mit neandertalerartig gesenktem Kopf in unsere Smartphones versunkene Wesen als „Affen“ zu bezeichnen, wäre eine Beleidigung für die Affen. Kein Affe hat noch je ein Werkzeug erfunden, das ihn auf Dauer zum Affen macht.

Wie schön war die Zeit, als ein Menschen-Männchen noch selbstvergessen, teilweise stundenlang, seiner Rasenmäher-Meditation nachgehen konnte. Herrlich! Heute macht diesen Job ein lächerlicher Rasenroboter. Einen weiteren Job vernichtet der Staubsaug-Roboter im Hausinneren.

Wieso Jobvernichtung, werden Sie sagen, das ist doch eine private Erleichterung. Nun gut, aber wahrscheinlich haben Sie dieses Teil bei Amazon bestellt, und bis jetzt war ein Mensch dafür zuständig, es Ihnen vor die Tür zu liefern. Bald schon wird das eine Drohne tun. Vorteile: Billiger als jeder Ausländer, findet jede Adresse, ist nicht bei der Gewerkschaft. Nachteil: völlig humorlos.

Dort, wo solche Dinge früher gekauft wurden, in sogenannten „Geschäften“ (erinnert sich noch wer?), vielleicht sogar in der sogenannten „Innenstadt“ (das ist der Bereich außerhalb der Shopping-Center, wo man fürs Parken zahlen muss), dort werden in zehn Jahren die Fledermäuse wohnen. Die Handelsangestellten können aber leider nicht in die Industrie wechseln, denn jene Industrie, die bei uns überhaupt noch stattfindet, weil sie nicht in Billiglohnländer ausgelagert wurde, stellt gerade auf Vollautomatisation um. Dort dürfen wir Menschen die Automaten nur noch bedienen. Damit die sich wohlfühlen.

Doch halt: Der Bildungsbereich - da werden Menschen noch gebraucht. Allerdings gibt es zunehmend Laptop- oder I-Pad-Klassen, weil das einfach cool klingt und die Sinnfrage in der Schule noch nie relevant war. Und durch die Ja/Nein-Multiple-Choice-Seuche könnte ein Gutteil der Pädagogen bald durch zentral gesteuerte Computer ersetzt werden. Vorteil: In manchen Klassen wird es dadurch menschlicher und gerechter zugehen als vorher. Nachteil: Die Lehrergewerkschaft ist dagegen.

Nun gut, dann nehmen wir den Sozialbereich. Da geht es ohne Menschen nicht. Andererseits: In Japan testet man gerade Pflegeroboter. Vorteil: sehr belastbar, gegen Garstigsein immun. Nachteil: Typ Einzelgänger, kann keine Volkslieder.

Verdammt: Wo sind die „sicheren Jobs“, zu denen unsere Eltern geraten haben? Dabei gäbe es genug sinnvolle Beschäftigung. Allerdings kann man von der oft nicht leben. Wäre ein „Bedingungsloses Grundeinkommen“ nicht eine gute Lösung? Sicher, aber da ist bestimmt die Lehrergewerkschaft, die Wirtschaftskammer oder Erwin Pröll dagegen. Überhaupt: Der Bürokratie samt ihren politischen Auftraggebern ist dieses Verschwinden von immer mehr Arbeitsfeldern noch nicht so richtig aufgefallen. Weil sie seit Jahrzehnten so beschäftigt ist. Mit „Lohnnebenkostensenkung“. „Wertschöpfungsabgabe“. „Steuergerechtigkeit“. „Bürokratiereform“. „Föderalismusreform“. „Schulreform“. Wenn diese Reformen umgesetzt würden, dann wären allerdings Teile der Bürokratie überflüssig. Daher werden sie nie umgesetzt. Denn wer sägt schon gerne am eigenen Ast, wenn er stattdessen anderen gemütlich beim Abgesägtwerden zuschauen kann?