43 Meisterwerke vom 6. Jh. v. Chr. bis zum 20. Jh., Namen wie Donatello, Canova, Rubens, Delacroix oder Tiepolo daneben bedeutende Künstler, die der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt sind. Alle Ausstellungsstücke drehen sich um das Thema "Fleisch – die Materie des Geistes". Fleisch als Maßstab des Seins und damit mehr als rohe Materie und reine Äußerlichkeit.

Die neun Räume der Galerie im ehemaligen Pfarrhaus des 340-Seelen-Dorfes Illegio bei Tolmezzo widmen sich je einer Sichtweise auf das Thema – es geht um Sinnlichkeit, Identität, Konkretheit, aber auch Vergänglichkeit und Tod. Beginnend mit zwei kleinen griechischen Marmorstatuen, über die Darstellung weiblicher Vollkommenheit in der Renaissance – "hier ziehen sich schlafende nackte Schönheiten in der Natur durch die Kunstgeschichte", sagt Claudia Baumgardt, die die deutschsprachigen Besucher durch die Ausstellung begleitet. Auch das Thema Erotik wird nicht ausgespart. "Ohne Sinnlichkeit und gegenseitige Anziehungskraft des Fleisches wäre die Menschheit schon ausgestorben", so Baumgart.

Bis hin zum letzten Raum, der die fleischgewordene Göttlichkeit in Christus – "das Wort ist Fleisch geworden", wie im Johannesevangelium formuliert – in den Blickpunkt rückt. "Gerade in unserer Zeit, die verwirrt zwischen dem Idol einer übertriebenen Fleischlichkeit und dem Gespenst von entwürdigten, vergessenen und geschlachteten Körpern hin und her schwankt, sollten wir die Bestimmung des Fleisches wiederentdecken: nämlich zu Zärtlichkeit und Licht zu werden. Unsere Ausstellung erzählt von dieser Bestimmung", sagt Kurator Don Alessio Geretti.

Als Monsignor Angelo Zanella 2000 die erste Ausstellung in Illegio ins Leben rief, wollte er der Abwanderung und Perspektivlosigkeit in dem einschichtigen Dorf in der Carnia mit Schönheit etwas entgegensetzen. 2004 kam Don Alessio, ebenfalls Pfarrer in Tolmezzo, mit ins Team. Das Konzept ist mit 40.000 Besuchern pro Jahr aufgegangen. "Nicht nur Illegio selbst profitiert, sondern das ganze Umfeld", sagt Baumgardt: "Hier ist etwas für Italien einzigartiges entstanden."

Madonna mit Kind von Peter Paul Rubens, Leihgabe aus einer privaten Schweizer Sammlung, war früher in Besitz von Henry Ford
Madonna mit Kind von Peter Paul Rubens, Leihgabe aus einer privaten Schweizer Sammlung, war früher in Besitz von Henry Ford © KK
Die italische Venus von Antonio Canova war ein Auftragswerk von Napoleon Bonaparte
Die italische Venus von Antonio Canova war ein Auftragswerk von Napoleon Bonaparte © Lino Zanesco/Gypsoteca Canova, Possagno