Mitten in der Wüste Karakum liegt einer der eigenartigsten Orte der Welt. Der Wüstenwind pfeift, in der Nacht leuchtet der Krater kilometerweit, ein gespenstisch faszinierendes Schauspiel. „Das Tor zur Hölle riecht man von weitem, es stinkt nach Gas“, erzählt der Tarviser Apotheker Carlo Spaliviero: „Seit 50 Jahren brennt hier Methan.“ Eine seiner Forschungsreisen führte den passionierten Fotografen nach Turkmenistan. Auf den Spuren seines großen Landsmanns Marco Polo, dessen 700. Todestag sich heuer jährt und in ganz Italien mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert wird, bereiste der Tarviser in den vergangenen Jahren fast alle Länder der alten Seidenstraße – fast, denn Afghanistan fehlt. „Da ist die politische Situation zu gefährlich.”

Streng geheim

Wie das Tor zur Hölle entstand, ist nicht restlos geklärt. „Eine Theorie besagt, dass sowjetische Geologen 1971 hier Ölbohrungen durchführten. Die Plattform, die sie irrtümlich auf einer oberflächennahen, großen Gasblase errichtetet hatten, brach ein. Die Wissenschaftler konnten sich retten, die Gerätschaften stürzten in einen aufbrechenden Krater von 70 Metern Durchmesser und 30 Metern Tiefe und seither tritt Methan aus“, erzählt Spaliviero: „Um die negativen und gesundheitsgefährdenden Folgen auf die Umgebung zu vermeiden, zündete man das Gas an, in der irrigen Meinung, es werde bald einmal abgefackelt sein.“ Laut einer anderen Theorie soll das Höllentor bereits in den 1960er Jahren durch einen Schlammfluss entstanden sein und sich erst in den 1980er Jahren entzündet haben. „Die Informationen über den Krater sind widersprüchlich“, sagt Spaliviero: „Alle Dokumente über die Hintergründe stammen aus der Sowjetzeit und sind nach wie vor topsecret.“

Gefahr für das Klima

Vor einem Jahr kündigte der damalige Staatschef Gurbanguly Berdimuhamedow an, den Brand zu löschen. Mittlerweile trat sein Sohn Serdar die Nachfolge in dem autokratisch regierten Land an. Im vergangenen Mai nahm der US-Sonderbeauftragte für Klimafragen John Kerry mit dem neuen Präsidenten Kontakt auf und sagte Unterstützung bei der Sanierung der landesweiten Gaslecks zu. Turkmenistan verfügt über die viertgrößten Erdgasfelder der Welt, doch kolossale Methanlecks schädigen die Umwelt massiv und gefährden die Klimaziele. Brand aus im Tor zur Hölle scheint aber keine Lösung, denn Forschungen zeigen, dass eine Umstellung vom Abfackeln auf Ablassen des Methans erst recht zu Problemen führt und die gewaltigen Gasausströmungen begünstigt.

Touristenmagnet

Andererseits hat sich das Höllentor zu einem Tourismushotspot entwickelt, der Abenteurer aus der ganzen Welt anzieht. Touristisch hat der an Kasachstan, Usbekistan, Afghanistan, den Iran und das Kaspische Meer grenzende Wüstenstaat sonst nicht viel zu bieten. „Interessant ist die etwa 270 Kilometer entfernte Hauptstadt Aschgabat“, so Spaliviero: „Eine orientalische Altstadt gibt es zwar nicht, da alle alten Gebäude bei einem verheerenden Erdbeben 1948 zerstört wurden. Aber seit der Unabhängigkeit 1991 hat man viel gebaut und wirtschaftlich geht es den Menschen in der Stadt deutlich besser als jenen am Land. Faszinierend sind neben grandiosen Landschaften auch die Ruinen von Merw.“ Die Wirtschaft stützt sich sonst hauptsächlich auf den Anbau von Baumwolle und Melonen. „Die verbrannten Gesichter der Menschen zeugen von der schweren Arbeit.“ Bleibt abzuwarten, ob das Flammenmeer im Tor zur Hölle vielleicht auch aus touristischen Gründen nicht so schnell saniert wird. In jüngster Vergangenheit wurden ein Hubschrauberlandeplatz, Straßen und Parkplätze gebaut, Reiseveranstalter haben Camps eingerichtet und es gibt sogar moderne Toiletten.