Wer Kroatien hört, denkt an klares Meer, steinige Buchten und kleine Küstenorte – zu bereisen am besten im Rahmen eines Badeurlaubs im Sommer. Für einen Städtetrip haben das Land dagegen nur wenige auf dem Radar. Schade eigentlich, bietet sich doch Zagreb als wunderbares Reiseziel an – und das ganz unabhängig von der Jahreszeit.

Das Zentrum der knapp 800.000 Einwohner zählenden, an der Save gelegenen Kapitale Kroatiens gliedert sich in drei ineinander übergehende Teile: die Bischofsstadt mit der Kathedrale, dem Bischofspalast und dem Marktplatz. Die Oberstadt mit der Stadtmauer, dem Regierungs- und dem Parlamentssitz sowie der Markuskirche mit den Wappen von Kroatien, Dalmatien, Slawonien und dem Stadtwappen auf dem Dach. Und die Unterstadt mit dem Nationaltheater, von dem aus man auf weitläufige Parkanlagen blickt. Alle Sehenswürdigkeiten sind fußläufig gut erreichbar. Wem der Anstieg zum höher gelegenen Stadtteil zu anstrengend ist, kommt mit einer der steilsten und kürzesten Standseilbahnen der Welt in weniger als einer Minute nach oben.

Ein Platz für alle Fälle

Herzstück Zagrebs ist der Ban-Jelačić-Platz. Verkehrsknotenpunkt, Demonstrationsmeile, Kunstinstallation – irgendwas ist hier immer los. Es wird getanzt, gebetet, gejubelt. An Silvester und nationalen Gedenktagen ebenso wie bei der Rückkehr der erfolgreichen Fußballnationalmannschaft.

Außerdem ist der Platz zentraler Umsteigeort des wichtigsten Verkehrsmittels der Stadt: Sieben Linien der charakteristischen blauen Straßenbahn treffen sich hier. Das populärste Café am Platz ist das Johann Franck am östlichen Ende: Tagsüber wird selbst gerösteter Kaffee serviert und im Restaurant aufgekocht, abends verwandelt sich der mehrstöckige Gourmettempel in einen Club und wird zur zentralen Anlaufstelle des Nachtlebens. Sehen und gesehen werden, lautet hier fast rund um die Uhr die Devise.

Authentisches Marktleben

Nicht wegzudenken aus dem Zentrum Zagrebs ist der Dolac-Markt. Händler aus ganz Kroatien bieten ihre Waren feil. So türmt sich auf den Markttischen ganzjährig ein buntes Sammelsurium aus Obst, Gemüse, hausgemachten Feinheiten und Blumen. Im Westen begrenzt die große Halle, in der am Morgen in der Nacht zuvor gefangene Fische und Meeresfrüchte auf Eis liegen, den Markt. Fleischereien, Bäckereien und kleine Cafés runden das vielfältige Angebot ab. Charakteristisch sind die roten Schirme, die vor Sonnenstrahlen und zur Not auch vor Regentropfen schützen.

Kroatiens Hauptstadt wartet mit einer Vielzahl von Bühnen, Galerien und Museen auf. Ein eher ungewöhnliches, aber jedenfalls sehenswertes, ist das Museum der gescheiterten Beziehungen. Im barocken Kulmer-Palast in der Oberstadt wird hier anhand von unterschiedlichsten Exponaten vom Gartenzwerg zur Axt die Geschichte von gebrochenen Herzen dokumentiert. Obwohl mitunter humorvoll, sollte man die Ausstellung mit Liebeskummer jedoch eher meiden. Die eine oder andere Träne könnte provoziert werden.

Sportlich unterwegs

Im Winter lädt der Hausberg Medvednica zum Skifahren, Snowboarden und Rodeln ein, außerdem wird laut und bunt Karneval gefeiert. Spätestens, wenn die vielen großen Magnolienbäume vor dem Nationaltheater blühen, liegt der Frühling in der Luft und immer mehr Leute strömen in die städtischen Parks. Neben den vielen Grünanlagen direkt im Zentrum ist vor allem der Jarun mit seinem großen, künstlich angelegten See aus dem Leben der Hauptstädter nicht wegzudenken. Studierende wälzen im Gras liegend ihre Bücher, Hobbysportler nutzen die Flächen zu Land und zu Wasser zum Laufen, Radfahren und Rudern, Kinder zum Spielen.

Während es ab Juni Bewohner wie Touristen an die Küste zieht, wartet das mehrtägige INmusicfestival mit internationalen Größen aus Rock und Pop auf. Im Herbst übernimmt dann das Brauchtum das Zepter. Erntedankfeierlichkeiten, geprägt von den Traditionen des nahegelegenen Slawoniens, prägen den Veranstaltungskalender.

Traumhafte Vorweihnachtszeit

Besonders schön präsentiert sich Zagreb im Advent. Das gesamte Zentrum verwandelt sich zu einem durchgehenden Christkindlmarkt mit romantischer Beleuchtung, Glühwein, Süßgebäck, Eisflächen und Live-Musik. Spätestes dann ist die Stadt einen Besuch wert.