Eines stellt er klar: Ablichten lassen will er sich nicht. "Ich kann nicht heute mit meinem Gesicht in der Zeitung sein und morgen jemanden observieren", sagt Christoph Sint lachend. Unauffällig zu sein, das gehört zu den Grundvoraussetzungen seiner Arbeit. Sint ist Berufsdetektiv und Geschäftsführer der Pro-Investigations Group. Das Unternehmen hat nicht nur in Klagenfurt eine Niederlassung, sondern auch in Graz und Wien. Aber wie sieht seine Arbeit aus? Und allen voran: Wie wird man Privatdetektiv?

Angefangen hat für Sint alles beim Bundesheer, wo er im Kosovo auf Auslandseinsatz war. Dort hat ihm ein Kollege von dessen Tätigkeit als Detektiv erzählt. Für Sint folgten fünf Praxisjahre im Angestelltenverhältnis, bevor er erfolgreich die Befähigungsprüfung absolvierte und sein Unternehmen gründete. Laut Wirtschaftskammer gibt es aktuell jeweils 40 Berufsdetektive in Kärnten und in der Steiermark. Österreichweit sind es 448.

Ein großer Teil der Prüfung waren rechtliche Rahmenbedingungen: "So darf ein Privatdetektiv zum Beispiel nicht im höchstpersönlichen Bereich Kameras anbringen, um jemanden zu beobachten." Was er – im Gegenzug zu Privatpersonen – schon darf: andere beschatten und Fotobeweise sammeln. Zumindest, wenn berechtigtes Interesse vorhanden ist. "Der Kunde kann zum Beispiel nicht einfach zu mir sagen, dass er wissen will, was sein Nachbar den ganzen Tag treibt", stellt Sint klar. 

Untreue als Klassiker

Gleich vorweg, einen Alltag kennt Sint nicht: "Das Spektrum ist so komplex, kein Auftrag gleicht dem anderen." Über konkrete Fälle gibt er keine Auskunft, aber so viel kann man sagen: "Der Klassiker unserer Tätigkeit ist immer noch die Feststellung der Untreue des Ehepartners oder der Ehepartnerin." Generell bewahrheite sich der Verdacht bei seinen Aufträgen zu 95 Prozent. Sints Aufgabe ist es, Fotos von Zärtlichkeiten – Küssen, Umarmungen, Händchenhalten – zu machen, um dieses sogenannte ehewidrige Verhalten zu dokumentieren. Bis es zur entscheidenden Aufnahme kommt, können Stunden vergehen, manchmal sogar Tage.

"Man sitzt teils ein ganzes Wochenende lang vor einem Wohnhaus und wartet." Worauf? "Man schaut, wann die Zielperson mit der Ehestörerin oder dem Ehestörer das Wohnhaus betritt, erfasst, wann das Licht abgedreht wird, wann es wieder angeht, wann jemand die Wohnung wieder verlässt …" All das müsse penibel festgehalten werden. Gerade jetzt in der Sommerzeit führt Sint seine Arbeit auch nach Kroatien, Italien oder Slowenien. Paris stehe ebenfalls hoch im Kurs. 

In Kärnten und der Steiermark sei das der Klassiker; dass untreue Ehepartner mit der Geliebten ein Wochenende im Ausland verbringen. Sint: "Außereheliche Zärtlichkeiten finden nicht in der gewohnten Umgebung statt. Wer zum Beispiel aus Maria Saal ist, geht nicht in Maria Saal fremd, weil da kennen einen ja alle."

Noch nie ertappt

Beim Beschatten ertappt worden ist Sint noch nie. "Aufgrund meines professionellen Equipments ist es mir möglich, großen Abstand zu halten", sagt er. Und auch zu brenzligen Situationen ist es noch nicht gekommen, da er die Übeltäter ja nicht konfrontieren muss. Eine genaue Summe, die seine Leistungen kosten, kann Sint übrigens nicht nennen, da sie je nach Komplexität des Auftrags variiert. Aber warum leistet man sich überhaupt diesen finanziellen Aufwand?

Beweise, die Untreue belegen, sind vor Gericht ein klarer Vorteil. "Die Beweissammlung hat einen wesentlichen Einfluss auf den Ehegattenunterhalt", sagt Rechtsanwältin Tanja Gewolf-Mulley. "Für denjenigen, der die ehebrecherischen Handlungen setzt, hat es massive Auswirkungen, da er dem betrogenen Ehepartner gegenüber dadurch unterhaltspflichtig wird." In dem Fall trägt der Ehebrecher auch die Kosten für den Privatdetektiv. Dass ihre Klientinnen oder Klienten auf Privatdetektive zurückgreifen, komme immer wieder vor. Was dabei zu beachten ist? Der Detektiv müsse rechtzeitig engagiert werden, so Gewolf-Mulley: "Am besten schon beim ersten Verdacht. Denn wenn der Partner einmal ausgezogen ist und die Affäre zugestanden hat, ist es bereits zu spät." Dann bleibe man auch auf den Kosten sitzen. Es kann selbst der Ehestörer zum Ersatz der Kosten herangezogen werden.

Aber Sint beschäftigt nicht nur Untreue in Beziehungen, sondern auch in Sachen Arbeit. Sprich: Mitarbeiter, die sich krankmelden, um dann in der Gastronomie oder am Bau unter der Hand Geld dazuzuverdienen. "Gerade im Sommer passiert das immer wieder", weiß Sint. Auch in Stalking-Fällen kann Sint engagiert werden, um – zusätzlich zur Anzeige, die man bei der Polizei machen kann – Beweise zu sammeln. 

Freunde und Familie kennen seinen Beruf zwar, "aber ansonsten kommuniziere ich nicht so offen darüber". Neben einem unauffälligen Erscheinungsbild bedarf es übrigens auch an Geduld, Genauigkeit und Kombinationsfähigkeit.