Empört reagiert der Präsident der Kärntner Ärztekammer, Markus Opriessnig, auf den Vorwurf seines Apothekerkammer-Amtskollegen, Hans Bachitsch, wonach Ärzte "Rosinen picken" würden, wenn sie das Dispensierrecht (Erlaubnis zur Abgabe von Medikamenten in ihren Ordinationen) bekämen.

"Wir reden hier von der Versorgung der Patient:innen. Wenn wir diese verbessern wollen, können wir nicht auf Dauer das Monopol der Apotheker verteidigen, sondern sollten auf den besten Service umstellen", betont Opriessnig. Er unterstreicht dies mit einem Beispiel: "Stellen Sie sich vor, Sie wohnen in einer entlegenen Gegend. Ihr fieberndes Kind braucht am Wochenende dringend ein Medikament. Der Bereitschafts-Arzt ist wohl rasch zur Stelle, aber er darf ihnen, falls er keine Hausapotheke besitzt, das benötigte Mittel nicht ausfolgen. Der Elternteil muss mitten in der Nacht zur nächsten, oft 30 Kilometer und mehr entfernten, dienstbereiten Apotheke fahren und damit unnötige Wege und Zeit in Anspruch nehmen."

"Therapie-Kompetenz untergraben"

Opriessnig fordert: "Wir sollten mit diesem 'Im-Kreis-Schicken' der Patient:innen aufhören!" Laut dem Ärztekammerpräsidenten würden Arzt-Apotheken auch die Sicherheit der Patientenversorgung erhöhen: "Es gibt dann mehr Arznei-Vorräte – ein wichtiger Aspekt in Bezug auf die Blackout-Vorsorge." Auch das Argument der behaupteten langen Öffnungszeiten von Apotheken stimme längst nicht mehr. Ablehnend steht Opriessnig auch dem Vorschlag nach Einführung der "Aut idem"-Regelung gegenüber. "Wenn der Arzt nur mehr einen Wirkstoff verordnen und der Apotheker das passende Medikament aussuchen darf, wird die alleinige Diagnose- und Therapie-Kompetenz des Arztes untergraben. Die Therapietreue der Patient:innen sinkt und das Risiko von Fehl- und/oder Mehrfacheinnahmen steigt", betont Opriessnig.