"Also entweder hab ich richtig gute Medikamente bekommen oder es gab vor ein paar Minuten ein Erdbeben in Klagenfurt. Boden hat gezittert, Bürostuhl hat vibriert ...", diese Meldung erreichte uns von einem offensichtlich erkälteten Kleine-Zeitung-Leser. Tatsächlich gab es Mittwochmorgen um 7 Uhr ein starkes Erdbeben mit Epizentrum in der Adria, 30 Kilometer östlich der Küstenstadt Senigallia im Nordosten Italiens und es war auch im 600 Kilometer entfernten Kärnten deutlich zu spüren.

Wie die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) gegenüber der Kleine Zeitung bestätigt, hatte das Beben sein Epizentrum in der Adria unweit der Region Ancona und hatte eine Magnitude von 5,7 auf der Richterskala. Rita Meurers, Seismologin der Zamg sagt: "Derzeit kommen Meldungen von Gebäudeschäden in der Region. Das Epizentrum war glücklicherweise im Meer und in etwa 10 Kilometer tiefe, dadurch wurden die Auswirkungen etwas abgemildert. Bisher gab es keine Angaben zu Verletzten." Die Erdstöße waren klar in mehreren nord- und mittelitalienischen Regionen sowie auch im Trentino, Südtirol, und in Rom zu spüren.

In Österreich

Spürbar war das Erdbeben auch in Kärnten – laut Zamg von Villach über Ferlach bis Klagenfurt. "Vor allem in oberen Stockwerken war das Erdbeben in Kärnten deutlich merkbar, weil hohe Gebäude dann in Schwingung geraten, schwanken und den Effekt noch verstärken. Die meisten Meldungen haben uns aus Villach und Klagenfurt erreicht", sagt Meurers. Aber auch in Tirol, der Steiermark und Wien war es laut der Seismologin spürbar: "Auf der Mercalliskala, die Auskunft über die Fühlbarkeit von Beben gibt, lag es in Kärnten bei Drei. Es war also leicht spürbar."

Schreck war groß

Im Badeort Rimini rannten die Menschen allerdings in Panik ins Freie. Viele Hotels wurden evakuiert. Touristen bestürmten den Bahnhof in der Hoffnung, die Stadt verlassen zu können. Bei Gebäuden wurden Schäden gemeldet. In der Nähe der Adria Hafenstadt Ancona wurde der Bahnverkehr für Kontrollen unterbrochen. Einige Menschen steckten in Aufzügen fest.

In der Adria-Hafenstadt Ancona wurden mehrere Gebäude, darunter ein Krankenhaus, vorsorglich evakuiert. Patienten der Privatklinik Villa Igea in Ancona flüchteten im Nachthemd auf die Straße, der Bahnhof wurde gesperrt. In der ganzen Region bleiben die Schulen am Mittwoch geschlossen. "Im Moment gibt es keine größeren Schäden, aber wir führen alle möglichen Kontrollen in öffentlichen Gebäuden durch. Der Schreck war groß, denn die Erdbeben waren heftig und wir fürchten Nachbeben", betonte der Bürgermeister der Kunststadt Pesaro, Matteo Ricci. Untersuchungen wurden eingeleitet, um festzustellen, ob das Erdbeben Schäden an den Museen und Kirchen der Renaissance-Stadt verursacht hat.

Acht Nachbeben

Wie das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) bekannt gab, folgten dem ersten Beben acht weniger starke Nachbeben. Nach dem ersten Beben, dem stärksten, um 7.07 Uhr, mit einer Magnitude von 5,7, erfasste das INGV weitere acht Erschütterungen mit allmählich abnehmender Intensität, immer vor der Küste. Das zweite Beben wurde um 7.12 Uhr mit einer Stärke von 4,0 aufgezeichnet, dann drei weitere Beben in wenigen Minuten, um 7.15 Uhr mit Stärken von 3,1, 3,4 und 3,6. Um 7.25 Uhr weitere drei mit 2.5, 2.7 und 2.4. Schließlich wurde um 7.35 Uhr eine letzte Erschütterung mit einer Stärke von 2,4 festgestellt. Das Beben war neben Österreich auch in Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Slowenien leicht spürbar, aus dem im Erdbebengebiet liegenden Atomkraftwerk Krško, das gerade erst wieder in Betrieb genommen wurde, gibt es keine Meldung einer Störung.

Erdbebenregion

Der Mittelmeerraum gehört zu den aktivsten Erdbebenregionen Europas. Die mittelitalienische Apennin-Stadt L'Aquila war 2009 von einem schweren Erdbeben mit über 300 Todesopfern erschüttert worden. Im August 2016 waren fast 300 Menschen ums Leben gekommen, als ein Beben der Stärke 6,2 die Stadt Amatrice und einige Nachbarorte im Appennin-Gebirge erschütterte.