Die aktuelle Pilzschwemme treibt seltsame und gefährliche Blüten: In sozialen Medien in Slowenien wird der Fliegenpilz als schmackhaftes und gesundheitsförderndes Nahrungsmittel gepriesen. "Fliegenpilz-Chips" sollen der ideale Snack für den Fernsehabend sein und danach einen überaus erholsamen Schlaf bescheren. Der kuriose Trend im Netz soll bereits mehrere Patienten mit Pilzvergiftungen in slowenische Krankenhäuser gebracht haben. Laut der Zeitung Slovenske Novice gab es heuer bereits 100 Pilzvergiftungen in Slowenien. Mediziner raten nun eindringlich vom Verzehr des Fliegenpilzes ab.

Gašper Razinger vom Zentrum für klinische Toxikologie in Ljubljana warnt im Interview mit Žurnal24 vor der Giftmischung im Fliegenpilz: "Die enthaltene Ibotensäure und das Muscimol schädigen das Nervensystem und die Gehirnzellen." Erste Symptome treten etwa 30 Minuten nach dem Essen auf. Zunächst steigt die Körpertemperatur rasch an, die Haut rötet sich und wird trocken, erklärt der Mediziner: "Verwirrung, Schwindelgefühl und Koordinationsprobleme treten auf. Auch Halluzinationen sind möglich, euphorische und depressive Episoden wechseln sich in rascher Abfolge ab. Bei schweren Vergiftungen kommt es zu unkontrolliertem Zittern und Krämpfen. Die Vergiftungsopfer werden bewusstlos und können ins Koma fallen."

Laut Razinger gibt es keinerlei therapeutische oder gesundheitsförderliche Eigenschaften, die den Verzehr eines Fliegenpilzes ratsam machen würden, "im Gegenteil, es kann zu irreparablen Schäden an Gehirn und Nervenzellen kommen", sagt der Experte.

Todesfall in Serbien

In Serbien verstarb Ende letzter Woche eine Frau an einer Pilzvergiftung. Die 57-Jährige hatte allerdings keine Ahnung, dass sie giftige Pilze konsumiert hatte. Eine 72-jährige Bäuerin verkaufte die Pilze am Markt in Belgrad. Die Boulevard-Presse nennt sie mittlerweile "Die giftige Oma", denn 26 ihrer Kunden mussten nach dem Konsum der Pilze ins Krankenhaus. Die 57-Jährige verstarb an akutem Leberversagen, weitere elf Personen mussten mit lebensgefährlichen Symptomen hospitalisiert werden, 14 konnten nach ambulanter Behandlung das Spital wieder verlassen. Eine durchgeführte Analyse ergab, dass die Vergiftung durch den Grünen Knollenblätterpilz verursacht wurde. Der Grüne Knollenblätterpilz gehört, wie der Fliegenpilz, zur Gattung der Wulstlinge, schon der Konsum von 20 bis 50 Gramm kann tödlich enden.