Die Preise für Strom und Brennstoffe sind explodiert. Die Energiekrise in den EU-Staaten zwingt zum Sparen. Auch viele Kärntner stellen sich die Frage: Wie wird der Winter? Werden es die Außentemperaturen erlauben, weniger zu heizen? "Wenn es im Oktober friert und schneit, bringt der Januar milde Zeit", prophezeit etwa eine Bauernregel. Das aktuelle Wetter, mit Höchsttemperaturen um die 24 Grad, passt eher zu dieser: "Ist der Oktober mild und fein, kommt ein harter Januar hintendrein."

Für einen Blick in die Zukunft muss man allerdings nicht mehr auf jahrhundertealte bäuerliche Erfahrungen zurückgreifen, man kann heute auf die Meteorologie vertrauen. "Leistungsstarke Computer erlauben mittlerweile globale Langzeitprognosen über Monate hinweg", sagt Michael Tiefgraber von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Eine solche Saisonprognose hat das "Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage" (ECWMF) aktuell erstellt. Das Modell zeigt einen durchschnittlichen, eventuell überdurchschnittlichen – also wärmeren – Winter.

Winter könnte mild werden

Das klingt nach guten Nachrichten, zumindest was die Heizkosten betrifft. "Es handelt sich um Mittelwerte", sagt Tiefgraber: "Das Wetter wird von Hochdruck geprägt sein. Das bedeutet, es kann Wärme-, aber auch Kälteperioden geben." Der Meteorologe führt weiter aus, dass ein kontinental geprägter Winter kommen soll und das begünstigt Ausreißer nach oben und unten. Wird das Winterwetter vom Atlantik bestimmt, dann kommt feucht-milde Luft nach Kärnten und die Verhältnisse bleiben relativ stabil. Bei kontinentalem Wetter und Hochdruckeinfluss weht eine nordöstliche Luftströmung über Skandinavien zu uns und beschert immer wieder warme, aber vor allem auch kalte Phasen. Die prognostizierte Durchschnittstemperatur für den Zeitraum Oktober bis Dezember beträgt jedenfalls relativ milde 3,5 Grad. 

Kalten September nicht vorhergesehen

Tiefgraber mahnt aber, seinen Brennstoffbedarf fürs Heizen nicht nach diesen Prognosen auszurichten: "Saisonprognosen sind nicht vergleichbar mit präziser Drei-Tages-Wettervorschau. Physikalische Zusammenhänge werden etwa mit Meerestemperaturen gekoppelt. Es sind sehr grobe Abschätzungen mittlerer Verhältnisse. Es kann immer Ausreißer geben."

Vieles steckt noch in den Kinderschuhen, erklärt der Meteorologe: "Es sind Forschungsprojekte. An ECWMF ist auch Österreich wissenschaftlich und finanziell beteiligt. Die Erkenntnisse werden aufgrund steigender Rechenleistung der Computer immer besser, aber von exakten Vorhersagen sind wir weit entfernt. Dass der September so kalt wird und die durchschnittlichen Temperaturen um vier auf 11,2 Grad fallen würden, hatte keines der Modelle vorhergesehen."