Der Briefkopf ist beeindruckend und gaukelt dem Leser vor, das "Bundesministerium für Inneres", die "Polizei Kriminalprävention" und "Europol" sei auf der Jagd nach dem Adressaten.

Dem Konsumenten wird in dem Schreiben, das derzeit per E-Mail an viele Kärntner ergeht, vorgeworfen, dass er kinderpornografisches Material konsumiert habe. "Wir leiten ein Verfahren gegen Sie ein für: Kinderpornografie, Pädophilie, Cyberpornografie und Exhibitionismus", steht da zu lesen. Man habe nach Abschluss der Ermittlungen festgestellt, dass der Adressat diese Straftaten begangen habe.

Der Adressat möge seine "Begründungen" zur "Überprüfung und Verifizierung" innerhalb von 48 Stunden via darunter stehenden Link per E-Mail an die "Direktion des Bundeskriminalamts" übermitteln. "Nach Ablauf dieser Frist sind wir gezwungen, unseren Bericht an das Gericht Ihrer Region zu senden, um einen Haftbefehl gegen Sie zu erlassen, der eine sofortige Verhaftung durch die nächstgelegene Polizei zur Folge hat", steht da auch noch zu lesen.

Dann werde der Adressat in das "nationale Register für Sexualstraftäter" eingetragen: "Und ihre Akte wird auch an Vereine zur Bekämpfung der Pädophilie und an die Medien weitergeleitet", schließt das Schreiben. Unterzeichnet ist es mit "Andreas Holzer, Bundeskriminalamt". Wer den Namen googelt, erfährt rasch: den General gibt es dort tatsächlich, es handelt sich sogar um den Direktor des Bundeskriminalamts.

Neue Masche

Und doch: Weder Stempel noch Schreiben sind echt. Aber die Strategie hinter diesen Fake-Mails ist neu und ausgeklügelt. "Es handelt sich nicht um herkömmliche Massen-Erpresser-Mails, sondern um eine Masche, bei der sich die Betrüger die Eintrittskarte in die Psyche der Opfer besorgen", sagt Christian Baumgartner, Cyber-Crime-Spezialist beim Landeskriminalamt. Die Täter würden Mailadressen aus Datenbanken oder Adressenverzeichnissen stehen und blind die Drohung verschicken. "Ein paar Opfer fühlen sich angegriffen oder betroffen und schreiben zurück. Und erst dann wissen die Betrüger, dass es die Adresse tatsächlich gibt. Und plötzlich wird das Opfer für sie interessant", so Baumgartner. In der Folge würden Geldforderungen eingehen oder Dateien mit Schadsoftware mit verschickt.

Mit offiziellen Logos

Die ersten Anzeigen sind bereits bei der Polizei eingelangt. Erwischt man die Täter? Baumgartner: "Die Chance besteht immer, aber wir brauchen von der Staatsanwaltschaft stets ein Rechtsmittelersuchen im Herkunftsland." Aktuell gehen die Mails von einer (Fake?)-Adresse der Uni Salamanca in Spanien aus. Aber Polizei, Innenministerium und Bundeskriminalamt sind in diesem Fall auch sehr an der Verfolgung interessiert, weil die Betrüger mit offiziellen Logos und Namen arbeiten.