Er gehört zu den wenigen in Österreich, die einen Streik miterlebt oder sogar initiiert haben. Und damit erfolgreich waren. Johann Loritsch (80) konnte als Betriebsratsvorsitzender in der Schleppe Brauerei in den 1970er-Jahren große Lohnerhöhungen erwirken. „Die Belegschaft ging nicht arbeiten, bis der Lohnvertrag unterschrieben war“, erinnert er sich an Zeiten, in denen der Betriebsrat „viel mehr mitreden“ durfte als heute. „Unsere Vorschläge wurden von der Unternehmensleitung beachtet, auch was Investitionen betraf. Der Aufsichtsrat musste uns Rede und Antwort stehen.“
Damals sei die Belegschaft eine mächtige Einheit gewesen. „Wir waren stolz, Teil der Arbeiterklasse zu sein“, schildert der jetzige Vorsitzende der ÖGB-Pensionistenorganisation das Wir-Gefühl, das heute der Neidgesellschaft, in der jeder für sich arbeite, zum Opfer gefallen sei. Der Kampf um die Rechte und Vorteile der arbeitenden Menschen gerate in Vergessenheit, bedauert der ehemalige Betriebsmaurer, der 41 Jahre lang immer durchgearbeitet hat, nur zwei Wochen in seinem Leben „stempeln“ ging, das Arbeitslosengeld aber nie abgeholt hat.