Wie haben Sie als Österreichs OECD-Botschafter in Paris am Wahlabend vom BZÖ-Triumph und der herben SPÖ-Niederlage in Kärnten erfahren?
Wolfgang Petritsch: Ich war am Wahltag daheim in Glainach, das Gasthaus meiner Schwester ist Wahllokal. Um 14 Uhr sah ich das Sprengel-Ergebnis, da hatte ich kein gutes Gefühl. Als ich am Abend in Paris landete und per SMS das Endergebnis bekam, war ich traurig und ratlos.

Ihre Erwartung lag so weit daneben wie die Meinungsforscher?
Wolfgang Petritsch: Weiter weg denn je.

Worin irrten Sie sich?
Wolfgang Petritsch: Ich dachte, dass nach dem Tod von Jörg Haider und der Trauer realistischer auf die nicht sehr gute Kärntner Wirtschaftslage geblickt wird und man dem rechten Populismus nicht so auf den Leim gehen wird.

Haider war lebendiger denn je.
Wolfgang Petritsch: Ja, aber es ist nicht allein der Sieg eines Toten. Haiders Gruppe versteht die Sentimentalität der Kärntner wohl besser.

Die Kärntner SPÖ ist mit 28,77 Prozent auf die Größe der Knafl-ÖVP unter Lepold Wagner geschrumpft. Unfassbar?
Wolfgang Petritsch: Wir sind halt sozialhistorisch in einem Land, das stark vom Deutschnationalismus bestimmt war. Die Kärntner SPÖ hat sich dem opportunistisch immer wieder angepasst, anstatt neben der sozialen Komponente auch Offenheit, Internationalität zu betonen. Sie trägt noch immer den großen Schock des Ortstafelsturms mit sich.