In Kärnten gibt es rund 5600 Menschen, die an Autismus leiden. Klothilde Gußger (43) setzt sich für die Anliegen dieser Menschen ein. Die Obfrau des Vereins "Autisten mit Zukunft", verheiratet und Postbeamtin im Verteilerzentrum Villach, hat selbst ein autistisches Kind, den 13 Jahre alten Gottfried.

Sie haben im Dezember 2007 gemeinsam mit anderen betroffenen Familien den Verein "Autisten mit Zukunft" ins Leben gerufen. Welche Ziele verfolgt der Verein?
KLOTHILDE GUSSGER: Viel zu wenige der Autisten in Kärnten sind diagnostiziert und werden von Förderungssystemen erfasst. "Integration: Kärnten" leistet hier wertvolle Arbeit. Wir möchten dies noch ausbauen. Im Moment besteht der Verein aus elf betroffenen Familien. Eltern und Angehörige brauchen dringend Information, Beratung und Austausch. Und wir wollen die Gesellschaft für Autisten sensibilisieren.

Wann wussten Sie, dass ihr Sohn Gottfried ein autistisches Kind ist?
GUSSGER: Die Diagnose ist relativ schwierig. Nach einem Jahr merkte ich, dass es mit meinem Sohn Probleme gibt. Seine Entwicklung war verzögert, er schrie viel und konnte nicht schlafen. Erst im vierten Lebensjahr erhielten wir die endgültige Diagnose.

Wie gingen Sie damit um?
GUSSGER: Nach dem ersten Schock war ich erleichtert. Endlich wusste ich, warum mein Kind sich so auffällig verhielt. Danach bekam Gottfried optimale Förderung im AVS-Kindergarten Maierniggalpe. Er besucht zur Zeit die Heilstättenschule 2 in Klagenfurt. Seine Fortschritte sind gut, endlich kann er uns anlachen. Auch das musste er erst lernen.

Wie erkennen Außenstehende, dass ein Kind autistisch ist?
GUSSGER: Bei Autismus handelt es sich um eine tiefgreifende Entwicklungs-, Wahrnehmungs- und Vernetzungsstörung, höchstwahrscheinlich mit neurobiologischen Ursachen. Während bei so genannten leichten Fällen nur Auffälligkeiten im sozialen Kontakt hervorstechen, gibt es auch mittlere und schwere Fälle mit starken Einschränkungen. Charakteristisch sind mangelnder Blickkontakt, Sprachauffälligkeiten, stereotype Spielgewohnheiten, Überreizung und Verwirrung durch zu viele oder zu laute Sinneseindrücke. Das kann sich durch Schreien und Toben ausdrücken. Außerdem haben diese Menschen unterschiedlich starke Einschränkungen in der Motorik.

Was erhoffen Sie sich für autistische Menschen durch die Arbeit des Vereins?
GUSSGER: Wir träumen von einem Autisten-Bildungs-Zentrum mit betreutem Wohnen, Therapien auch nach dem 21. Lebensjahr und Tagesambulanz. Nur 20 autistische Kinder können im Moment über den Verein „Integration:Kärnten“ geförderte Therapie in Anspruch nehmen. Daher brauchen wir zusätzliche Therapiestunden und Ausbildungen für Eltern. Denn autistische Menschen ohne Unterstützung sind dazu verurteilt, ein menschenunwürdiges Leben zu leben.