„Sie haben keinen Windschutz gebaut und werden die Brücke nun bei jeder Bora schließen müssen“, hört man derzeit in Omiš Anrainer über die Cetina-Brücke wettern. Sie ist eines der aufwendigsten Bauvorhaben Kroatiens. Die Brücke wurde in 70 Metern Höhe zwischen zwei Tunnelportalen frei stehend aus den Felswänden heraus gebaut und verbindet den Komorjak-Tunnel und den Omiš-Tunnel. Der spektakuläre Bau ist Teil einer Umfahrungsstraße, auf die die staugeplagten Bürger von Omiš seit über 30 Jahren warten.

Über Monate näherten sich die Brückensegmente einander. Zunächst auf unterschiedlichen Höhen, die Bewohner der Stadt fürchteten damals, die Brückenenden würden nie zusammenfinden. Eine unbegründete Sorge, wie sich herausstellte, denn das war der Konstruktion geschuldet. Schlussendlich senkten sich die Brückenteile wie von den Ingenieuren geplant und konnten verbunden werden.

Wind verzögerte Hochzeit

Allerdings schon damals verspätet, weil starker Wind die Fertigstellung behindert hatte. Im März 2023 gelang die Vereinigung, die Hochzeit wurde groß gefeiert. Noch Ende 2023 sollte die Cetina-Brücke für den Verkehr geöffnet werden. Dann wurde die Freigabe aber auf Februar und zuletzt auf den März dieses Jahres verschoben. Doch bis heute fährt kein Fahrzeug über die Brücke.

„Die Ausrüstung von Straßen und Anlagen und damit auch die technischen Kontrollen sind recht komplex und dauern noch an. Es lagen bisher keine Mängel vor, die einer Erteilung von Nutzungsgenehmigungen entgegenstehen würden. Nach Abschluss der technischen Prüfungen und Erhalt der Nutzungsgenehmigungen wird sie freigegeben“, teilt Hrvatske ceste, der größte kroatische Autobahnbetreiber, auf Anfrage der Kleinen Zeitung mit.

Nur Pelješac-Brücke hat Windschutz

Auf Sicherheitsbedenken aufgrund der Windstärken, die gegen eine Freigabe sprechen würden, wollte man zunächst nicht eingehen. Man teilte nur mit, dass bei Projektdurchführung die Installation von Windschutzvorrichtungen auf der Cetina-Brücke nicht vorgesehen und somit nicht in der Standort- und Baugenehmigung enthalten war: „Wir möchten auch erwähnen, dass die Pelješac-Brücke die einzige Brücke auf kroatischen Staatsstraßen mit verbautem Windschutz ist“, teilt der Straßenbetreiber mit.

Berechnungen im Windkanal

Schlussendlich gesteht man ein, dass man gerade umfangreiche experimentelle Untersuchungen im Windkanal durchgeführt habe. „Mit dem Projekt prüfen wir Erwägungen über die Installation von Windschutzvorrichtungen auf der Brücke – die, wie wir wiederholen, ursprünglich nicht Teil des Projekts waren. Sie werden aber nun auf Initiative von Hrvatske ceste als eine der möglichen Windschutzmaßnahmen angesehen.“

Die Berechnungen im Windkanal seien mittlerweile auch abgeschlossen. Zusätzlich wurden Computermodelle und Berechnungen durchgeführt, die das Modell aus dem Windkanal bestätigt haben sollen, sagt Hrvastke ceste: „Da es aber am Standort der Brücke keine zuverlässigen meteorologischen Daten gibt, werden nun Wetterstationen installiert und mit Messgeräten auf der Brücke verbunden.“ Damit wolle man realistische Daten zum Verhalten des Bauwerks erhalten. „Danach werden Projekte mit modifiziertem Windschutz sowie zusätzliche Arbeiten an der Brücke zur Stabilisierung des Bauwerks in Auftrag gegeben.“

Kein Freigabetermin

Auf die Frage, wann diese Arbeiten abgeschlossen sein werden und die Brücke tatsächlich freigegeben wird, antwortet Hrvastke ceste: „Das Projekt wird nach erfolgreichem Abschluss der technischen Prüfungen in Umlauf gebracht, was eine Voraussetzung für den Erhalt von Nutzungsgenehmigungen und die Inbetriebnahme ist.“ Auf ein Datum wollte man sich trotz mehrfacher Nachfrage nicht mehr festlegen.