Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hat sich nach dem Besuch der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in drastischen Worten über die unterschiedlichen Vorstellungen zur Rolle seines Landes in der Flüchtlingskrise geäußert. Die Türkei könne keine Einigung unter dem Motto 'Gebt uns Geld und sie bleiben in der Türkei' akzeptieren, sagte Davutoglu am Montag dem TV-Sender A Haber.

"Die Türkei ist kein Konzentrationslager." Das habe er auch Merkel gesagt. "Niemand kann von der Türkei erwarten, dass sie sich in ein Konzentrationslager verwandelt, in dem alle Flüchtlinge bleiben", sagte Davutoglu. Zugleich räumte er ein, dass "die illegale Einwanderung kontrolliert werden" müsse. Dazu würden "gemeinsame Maßnahmen" mit den europäischen Partnern ergriffen.

Visa gegen Flüchtlingshilfe

Die EU setzt bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise ganz wesentlich auf die Türkei. Bei ihrem Gipfeltreffen in Brüssel billigten die EU-Staats- und Regierungschefs in der Nacht auf Freitag einen "gemeinsamen Aktionsplan". Der Plan sieht vor, dass Ankara sich dazu verpflichtet, Flüchtlinge - vor allem aus Syrien - auf seinem Territorium festzuhalten, die Richtung Europa weiterziehen wollen. Im Gegenzug soll es Visa-Erleichterungen für türkische Bürger bei der Einreise in die EU geben.

Die Türkei gibt die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien, die ins Land gekommen sind, mit 2,2 Millionen an. Bei den Gesprächen Merkels mit Davutoglu und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ging es um ein Bündel von Maßnahmen, auch um internationale finanzielle Hilfen bei der Betreuung der Flüchtlinge und um eine Verbesserung des Grenzschutzes an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland. Merkel hatte nach dem Treffen mit Erdogan am Sonntag gesagt, die Gespräche verliefen vielversprechend.