Forscher nennen sie "Alien Species" und sie erobern tatsächlich neue Welten. Und das nicht zu knapp. Denn die Anzahl sogenannter gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten wird Berechnungen von Forschern zufolge bis Mitte des Jahrhunderts weltweit um mehr als ein Drittel ansteigen. Europa werde am stärksten davon betroffen sein, schreibt ein Team um Hanno Seebens vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum im Fachmagazin "Global Change Biology".

In Europa erwarten die Forscher gar eine Zunahme von 64 Prozent – was rund 2500 neuen gebietsfremden Arten entspricht. Zwar sorge nur ein Bruchteil der Arten im Zielgebiet für Probleme, sagte Seebens. Diese ließen sich allerdings nicht vorhersagen und könnten durchaus massiv sein. Die EU gehe von jährlichen Kosten durch invasive Arten in Höhe von 12,5 Milliarden Euro aus, unter anderem für die Landwirtschaft. Die Forscher plädieren für eine strenge Regulierung und deren strikte Umsetzung, um das Einbringen neuer Arten zu vermeiden. Die Eroberung neuer Lebensräume erfolgt über Schiffe, Lastwagen oder Flugzeuge entlang der weltweiten Verkehrs- und Handelsrouten.

"Für Österreich wird das bedeuten, dass Arten verschwinden werden, die in unserer Natur wichtig sind. Die neuen Arten können einen Platz einnehmen, der zu dominant ist im Artengefüge um ein ausgewogenes Gleichgewicht zu erzeugen", befürchtet Dagmar Breschar vom Naturschutzbund Österreich. Der Klimawandel würde die Ausbreitung mancher sogenannter Neobiota noch begünstigen.



Bei den Tieren werden eher weniger auffällige Neuankömmlinge in Europa erwartet, wie Insekten, Weichtiere und Krebstiere. Dagegen werde es kaum neue Säugetierarten, wie etwa den bereits eingewanderten Waschbären, geben. In Österreich macht in den Gewässern bereits jetzt der Amerikanische Signalkrebs Probleme, erklärt Breschar. "Er ist sehr stark, er überträgt die Krebspest, wird aber selbst von dieser Krankheit nicht befallen. Er lebt in denselben Gewässern wie unsere heimischen Krebse, die an der Pest sterben." Für die heimischen Krebse habe sich das in den letzten Jahren schon sehr dramatisch ausgewirkt, sagt Breschar. "Es gibt nur noch wenige Gewässer, wo diese Krebse nicht drinnen sind."

Besonders bekannt und gefürchtet in unseren Breiten ist auch der Riesen-Bärenklau. "Er ist phototoxisch, sprich wenn man damit in Berührung kommt und dann in die Sonne geht, bekommt man Verbrennungen auf der Haut", so die Mitarbeiterin des Naturschutzbundes. Hier habe die Pflanze keine natürlichen Feinde und könne sich daher gut ausbreiten.