Im Rahmen der noch bis 28. August stattfindenden CITES-Artenschutzkonferenz in Genf werden auch Anträge zu Reptilien und Amphibien thematisiert, die gefangen werden, um sie als exotische Heimtiere zu handeln. So sollen beispielsweise Agamen-Arten aus Sri Lanka, Glasfrösche aus Lateinamerika, Spaltenschildkröten aus Ostafrika und Molche aus Südostasien besser geschützt werden.

Sein Körper ist keine drei Zentimeter lang, er hat orangefarbene leuchtende Augen und eine unverwechselbare Zeichnung des Schuppenkleides. Die einzige Population von Gonatodes daudini lebt auf einer Karibikinsel - noch. Artenschützer fürchten, der Union-Island-Zwerggecko könne aussterben, dezimiert auch durch die Leidenschaft für exotische Haustiere. Bis zu 700 Euro lassen sich mit einem Gecko erzielen. Der Inselstaat St. Vincent und die Grenadinen ziehen nun die Notbremse und wollen den Gecko durch das Washingtoner Artenschutzabkommen vor kommerzieller Ausbeutung schützen. Ein wichtiger Schritt - der aus Sicht der Artenschützer aber nur an der Oberfläche des Problems kratzt. Denn Hunderte seltene und bedrohte Arten werden gehandelt, legal wie illegal.

Reger Handel mit Reptilien

Deutschland ist das mit Abstand größte Importland für Reptilien. Deutlich mehr als vier Millionen lebende Reptilien wurden laut Eurostat im vergangenen Jahrzehnt eingeführt - Tendenz rückläufig. Dennoch geben Artenschützer keine Entwarnung: "Der legale und illegale Handel mit Wildfängen boomt seit Jahren. Was uns vor allem Sorge bereitet, ist das breite Spektrum bedrohter Arten, das auf den Fachbörsen und im Internet feilgeboten wird", sagte Sandra Altherr von der Organisation Pro Wildlife. Solange Arten weder dem CITES-Abkommen unterlägen, noch durch zusätzliche EU-Bestimmungen geschützt seien, sei die Plünderung der Wildbestände legal, klagen Tierschützer.

Wichtige Drehscheibe für den EU-Handel ist die vierteljährlich in Hamm stattfindende Reptilienbörse Terraristika - nach Angaben der Veranstalter die weltweit größte ihrer Art. Seit Jahren kritisieren Artenschützer, die Börse befeuere das Geschäft mit bedrohten Arten. Die Veranstalter bestreiten das. Die Einhaltung artenschutzrechtlicher Bestimmungen sei eine Selbstverständlichkeit, illegale Aktivitäten dulde man nicht.

Das sieht auch der größte Verband der Reptilienhalter so: Man stelle sich als Fachverband klar gegen illegalen Artenhandel, meinte Markus Monzel, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT). "Aber das ist nicht die terraristische Realität. Sachkundige Privathalter sind nicht die Gegner, sondern vielmehr Partner des Artenschutzes, vielfach eingebunden in wichtige wissenschaftliche Zuchtprogramme. Rigorose Handelsverbote für seltene Arten alleine helfen aus Sicht der DGHT meist nicht, sondern hemmen den Artenschutz. Auch wenn der größte Teil der gehaltenen Tiere aus Nachzuchten stamme, brauche es bisweilen Wildfänge, um per Nachzucht den Erhalt einer Art zu sichern, sagte Monzel.

Ökonomie schlägt Ökologie

Ökonomie schlägt Ökologie, halten Kritiker des Heimtierhandels dagegen. Es gebe viele Möglichkeiten, den Artenschutz zu unterlaufen, so Mark Auliya vom Leipziger Helmholtz-Zetrum für Umweltforschung. Wo schon kleine Gewinnbeteiligungen das Überleben der Fänger sicherten und Zöllner und Behörden besonders anfällig für Korruption seien, hätten Reptilienschmuggler leichtes Spiel, erklärte er. "Der internationale Handel ist für viele Länder Süd-und Mittelamerikas, Südostasiens und Afrikas eine wichtige ökonomische Grundlage." Auch hierzulande seien es Gewinninteressen, die Händler dazu neigen ließen, wegzusehen oder mitzumischen im Geschäft mit bedrohten Arten.

Wo Exportländer bemüht sind, seltene Arten zu schützen, fehlt es oft an Unterstützung der Empfängerländer, wie das Beispiel Sri Lanka zeigt. Das Land verbietet mit nationalen Gesetzen die Ausfuhr geschützter Reptilien. Dennoch beschreibt eine kürzlich im Magazin "Traffic Bulletin" erschienene Bestandsaufnahme einen Anstieg der im Internet für den deutschen und europäischen Markt inserierten Agamen-Arten. "Sind die Tiere einmal außer Landes, können sie bei uns völlig legal gehandelt werden. Das ist lebende Hehlerware", kritisiert Wildlife-Biologin Altherr.

"Weißwaschen" von Wildfängen

Ein weiteres Problem sehen Artenschützer im "Weißwaschen" von Wildfängen: Fänger sammelten gezielt Jungtiere ab, die als Nachzucht umdeklariert und in den europäischen Markt geschleust würden, erläuterte Auliya. Solchen Machenschaften eine Bühne zu bieten, weisen die Terraristika-Verantwortlichen von sich. Der Handel mit Wildfängen sei keineswegs grundsätzlich verboten, spiele aber auf Börsen eine "stark untergeordnete Rolle". Der Vorwurf von Umdeklarationen sei Spekulation.

Sollten nun weitere Arten unter das Washingtoner Artenschutzabkommen fallen, sei das zwar positiv, doch längst keine Trendwende, befürchtet Auliya. Weiterhin sei nur ein Bruchteil der bedrohten Arten von CITES geschützt. Und solange in Export- und Importländern der Kontrolldruck nicht steige, seien illegale Geschäfte weiter attraktiv. Ein weiteres Paradox werde bleiben: "Sobald eine Art in der Diskussion für strengeren Schutz ist, ziehen die Fänger erst Recht los", meinte der Experte. Die Nachfrage und damit der Gewinn werden steigen, wenn das Verbot in Sicht, aber noch nicht in Kraft ist.