Im Herbst vorigen Jahres hat ein Meteorid, der in die Erdatmosphäre eintrat und teilweise verglühte, in Flensburg und Umgebung für große  Aufregung gesorgt. Am 12. September war ein Feuerball am Himmel zu sehen gewesen. Dazu war ein lauter Knall zu hören. Nur einen Tag später entdeckte ein Bewohner einen kleinen, nur 24,5 Gramm schweren, schwarzen Stein in seinem Garten. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen Meteoritenrest, und zwar einen ganz besonderen, wie die Untersuchungen von den Planetologen Addi Bischoff und Markus Patzek von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münser (WWU) zeigen. Mittlerweile sind etwa 15 Universitäts- und Forschungsinstitute in Deutschland, Frankreich und der Schweiz an den Forschungsarbeiten beteiligt.

Mutterkörper als Teil eines möglichen Bausteins der Erde

Die ersten Forschungsergebnisse zeigen, dass „Flensburg“, auf dessen Name der Meteorit getauft wurde, nur mit sehr selten gefallenen Meteoriten, sogenannten kohligen Chondriten, verglichen werden kann. Rasterelektronenmikroskopische Untersuchungen belegen, dass Flensburg nur Minerale enthält, die sich unter der Beteiligung von Wasser in der Frühphase unseres Sonnensystems gebildet haben. Dabei handelt es sich insbesondere um Schichtsilikate und Karbonate. Somit kann der ursprüngliche Mutterkörper als Teil eines möglichen Bausteins der Erde angesehen werden, der in der Frühphase der Planetenentwicklung der Erde auch das Wasser gebracht haben könnte.

"Der Meteorit von Flensburg gehört einer extrem seltenen Meteoritenklasse an und ist der bisher einzige Meteoritenfall in Deutschland, der beweist, dass es vor 4,56 Milliarden Jahren im frühen Sonnensystem kleine Körper gegeben haben muss, auf denen es flüssiges Wasser gab. Vielleicht haben solche Körper der Erde auch das Wasser geliefert“, betont Bischoff.

Meteoriten geben Aufschlüsse über die Entstehung von Planeten

Flensburg passt genau in die Forschungsarbeiten des Sonderforschungsbereichs „TRR170 – Späte Akkretion auf terrestrischen Planeten“, eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Forschungskooperation zwischen Münster und Berlin. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen unter anderem herausfinden, aus welchen Bausteinen die Erde und andere Planeten ursprünglich gebildet wurden und ob Material erst nachträglich die Erde erreichte. Wenn ja: Wie war dieses Material beschaffen? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, untersuchen die Forscher unter anderem Meteorite – Bruchstücke ferner Himmelskörper, vor allem von Asteroiden. Sie gelten als die ältesten Gesteine des Sonnensystems und sollen somit Aufschluss über die Entstehung von Planeten geben.

Die Planetologen Prof. Dr. Addi Bischoff (li.) und Markus Patzek mit dem Meteoriten „Flensburg“ vor dem Rasterelektronenmikroskop
Die Planetologen Prof. Dr. Addi Bischoff (li.) und Markus Patzek mit dem Meteoriten „Flensburg“ vor dem Rasterelektronenmikroskop © (c) WWU - Michael C. Möller

Hier sehen Sie den Feuerball, den der Meteorit bei seinem Eindringen in die Erdatmosphäre erzeugt hat: