Catherine "Kate" Elizabeth (offiziell: HRH Catherine, Herzogin von Cambridge, geborene Middleton) und William Arthur Philip Louis (offiziell: Prinz William, Herzog von Cambridge) wurde die Freude ihrer zweiten Elternschaft zuteil. Ein Königreich frohlockt - zuvor hat es ja zumindest teilweise, aber sehr ausdauernd vor der abgesperrten Geburtsklinik campiert, sich in in frisch aufgebügelte Union-Jack-Banner gehüllt, Ölgemälde von einem noch Ungeborenen angefertigt, eifrig Wetten wie bei Windhundrennen oder Fußballspielen abeschlossen und über das Geschlecht des Kindes orakelt. Und es wurde ein... Kind.

Strampeln in Traditionen

Das Mädchen, das voraussichtlich niemals britische Königin werden wird, weil es augenblicklich in der Thronfolge nur auf dem abgeschlagenen Platz vier strampelt, steht trotzdem in einer großen, wichtigen Tradition - und kann stolz darauf sein: Es ist eines von unzähligen, mehr oder weniger baugleichen Babys, das heute auf den Kontinenten dieses Planeten geboren wurde. Sie finden sich plötzlich im Leben wieder, werden in den ersten Minuten, Tage und Wochen ihres Daseins nur die Mutter als Orientierungspunkt kennen. Was die Kleine vom Rest der am 2. Mai 2015 Neugeborenen unterscheidet, ist der goldene Glassturz, unter den es vom ersten Schrei an gestellt wird. Verhältnismäßigkeit hat - wie auch schon bei Bruder George - darunter einfach keinen Platz mehr.

Eine royale Geburt genügt, um vieles auf der Welt aus dem Fokus rücken zu lassen: In einem anderen (in vielerlei Hinsicht weit entfernten) Teil der Erde trauern unterdessen noch weiter Eltern um ihre Babys - und Kleinkinder um Mutter oder Vater. In Nepal gab es vor genau einer Woche Tausende Tote - Frauen, die dort dieser Tage gebären, müssen dies in einer von einem verheerenden Erdbeben verwüsteten Umgebung bewältigen. Niemand wird Wetten auf Vornamen oder Geschlecht abschließen, sondern hoffen, dass ein Baby überhaupt Chancen auf den nächsten Tag hat. Und in Afrika braucht es bekanntlich nicht einmal Erdbeben, um Kinder in Massen sterben sehen zu müssen.

Dort zählt auch zu keinem Zeitpunkt die Frage, ob es nun eine neue "Diana", eine "Victoria", eine "Alice" oder doch eine "Charlotte" wird. Man sollte sich freuen - es sind allesamt... Kinder. Auch wenn es scheint, als lebten sie in parallelen Universen.