Der über die Ufer getretene Kothbach hat am Abend des 17. Juli in der Halleiner Altstadt massive Verwüstungen angerichtet. Ein erstes Ausmaß der Schäden zeigte sich am Tag danach: Auf den Straßen türmten sich kaputte Haushaltsgeräte und verdreckte Einrichtungsgegenstände, die unbrauchbar geworden waren.

Die Erhebung der Schäden läuft zweieinhalb Wochen später nach wie vor. „Wir haben bei 300 Gebäuden in Hallein einen Gesamtschaden von ungefähr neun Millionen Euro“, sagt Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) unter Verweis auf eine erste Hochrechnung. Eine rasche Aufnahme sei wichtig, denn: „Gesamtschaden minus der Versicherungsleistung ergibt die Grundlage für die Auszahlung aus dem Katastrophenfonds.“

Mit den beiden Sachverständigen des Landes seien auch zwei Vertreter der Stadtgemeinde unterwegs. „Die Gemeinden sind ein elementarer Zuspieler von Informationen“, meint Schwaiger. „Wenn jemand ein Acht-Parteien-Haus vermietet, ist das etwas anderes, als wenn jemand gerade seine Miete bezahlen kann.“

Hauptverantwortlich für die Aufnahme der Schäden ist Egon Leitner. Der Koordinator des Katastrophenfonds beim Land ist am Mittwoch in der Halleiner Altstadt unterwegs. „Ich hänge mich sehr emotional da rein“, erzählt er. Zweieinhalb Wochen nach dem Ereignis gebe es bei Betroffenen noch immer Tränen – und Angst vor dem nächsten Gewitter, schildert Leitner. Bis wann können Geschädigte mit Geld aus dem Katastrophenfonds rechnen? „Wir werden Ende September, Anfang Oktober die ersten Auszahlungen machen.“

In Hallein können Betroffene auch auf Geld aus einer Spendenaktion hoffen, die die Stadtgemeinde gestartet hat. Aber erst, wenn die Hilfen der Versicherungen und der öffentlichen Hand abgewickelt sind. Denn ansonsten würden jenen Menschen, die Spendengelder erhalten hätten, diese Mittel bei der Auszahlung aus dem Katastrophenfonds angerechnet, sagt Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ).

Mit dem Erfolg des Halleiner Spendenfonds ist der Stadtchef bis dato sehr zufrieden: „Es ist schon ein sechsstelliger Betrag mit keinem Einser mehr vorn beisammen. Und die Höhe steigt ständig. Denn am Sonntag gibt es noch einen Termin mit Red Bull.“

Die meisten Geschädigten hätten „nur“ Wasser im Keller gehabt; es gebe aber auch wenige schwer betroffene Haushalte: „Ich selbst habe an die zehn Objekte gesehen, die schwerst betroffen waren, bei denen die Wohn- oder Geschäftsräume im Erdgeschoß überflutet waren und etwa die Küche herausgerissen werden musste und die Wohnung nicht mehr bewohnbar ist“, sagt Stangassinger. In Summe hat die Stadt für eine Handvoll Familien Ersatzwohnungen aus eigenem Bestand aufgetrieben: „Es sind Notfallwohnungen, die aber länger genutzt werden können.“

Nicht nur Hallein kämpft mit den Folgen des Hochwassers. In anderen betroffenen Gebieten werde es aber noch etwas länger dauern, bis eine erste Schätzung des Schadens möglich sei, sagt Landesrat Schwaiger: „Es gibt noch einmal knapp 100 Gebäude im Bundesland mit Schwerpunkt im Oberpinzgau; vereinzelt auch in Kuchl.“

Aber wie viel Geld zahlt das Land? Ab einem Mindestschaden von 1500 Euro könnten Betroffene kleinerer Verwüstungen mit bis zu 30 Prozent der geschätzten Summe aus dem Katastrophenfonds rechnen, sagt Koordinator Leitner: „Je höher der Schaden ist, desto mehr Unterstützung gibt es.“ Wobei in wenigen, besonders schwerwiegenden Fällen auch die gänzliche Übernahme des Schadens möglich sei. Beschädigte Luxusgüter wie etwa eine Sauna im Keller würden hingegen nicht berücksichtigt. Leitner: „Alles, was schön ist und man nicht zum Leben braucht, muss man versichern.“

Er rät generell dazu, den eigenen Versicherungsschutz dringend zu überprüfen – unabhängig davon, ob man in einer gelben oder roten Zone wohne: „Man sollte mehr auf den Elementarschadensanteil achten.“ In den vergangenen Jahren sei die Selbstversicherungsquote zwar gestiegen, das Bewusstsein sei aber noch zu gering. Dabei habe es binnen 20 Jahren eine Verdreifachung der Schadensfälle gegeben: „Es wird merkbar mehr.“

In Uttendorf, wo beim jüngsten Hochwasser mehr als zwei Dutzend Häuser überflutet wurden, dürfte es ein Umdenken gegeben haben. In der Gemeinde wurden im Juli 2019 rund 70 Häuser durch den über die Ufer getretenen Manlitzbach beschädigt. „Aufgrund des Ereignisses haben sich Betroffene und Versicherungsvertreter die Polizzen genauer angesehen“, sagt Bürgermeister Hannes Lerchbaumer (SPÖ). Das Bewusstsein der Gefahr von Naturkatastrophen sei gestiegen – nicht nur bei den damals Betroffenen. Die Versicherungssummen seien mitunter erhöht worden. „Von den jetzt 28 Hauptbetroffenen sind 16 dabei, bei denen die Versicherung den Schaden zur Gänze übernimmt“, sagt der Bürgermeister.