Beim Fleischkonzern Tönnies in Nordrhein-Westfalen sollen nach Medieninformationen seit Wochenbeginn mehrere hundert Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden sein. Am Mittwochabend bestätigte das Unternehmen, dass mittlerweile 650 Mitarbeiter positiv getestet wurden. 7000 Menschen sind in Quarantäne.

Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) trat am Mittwochnachmittag mit Tönnies vor die Presse, um sich zur Causa zu äußern. Tönnies entschuldigte sich für den Ausbruch. Man könne sich vorstellen, so ein Unternehmssprecher, dass der Ausbruch auf zunehmende Wochenendbesuche durch die gelockerten Reiseregelungen zurückzuführen sein könnten. Auch die niedrigen Temperaturen in den Verarbeitungshallen hätten eventuell einen negativen Effekt gehabt. Tönnies erklärte, dass man alles getan habe, um einen Ausbruch zu verhindern. Kritiker sagen allerdings, dass die Bedingungen in den Fleischfabriken nicht mit aktuellen Hygienemaßnahmen vereinbar seien.

Mittlerweile wurden Schulen und Kitas in Gütersloh bis zu den Sommerferien geschlossen, um den Infektionsherd in den Griff zu bekommen, erklärte der Kreis. Unter den Infizierten befänden sich demnach zahlreiche Mütter und Väter schulpflichtiger Kinder. Die Schließung trete bereits mit Donnerstag, dem 18.06.2020 in Kraft. Auch die Schließung des Werkes wurde verfügt. Die Produktion geht dennoch erstmal weiter, es wurden aber keine neuen Tiere angenommen. Erst wenn das vorhandene Fleisch, in Absprache mit dem Gesundheitsamt, fertig verarbeitet ist, soll es zu einem kompletten Shutdown der Fabrik kommen.

Frühere Ausbrüche in der deutschen Fleischindustrie hatten die Politik dazu bewegt, den oft prekären Anstellungsverhältnissen in der Branche ein Ende zu setzen. Das Gesetz, das Werkverträge und Arbeitnehmerüberlassung in der Fleischindustrie illegalisiert, tritt allerdings erst 2021 in Kraft.