Vor einem Jahr tauchte Juan Carlos I. in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten unter. In der Hoffnung, dass damit seine Affären, Probleme und Skandale, die zur großen Belastung für Spaniens Krone wurden, in Vergessenheit geraten würden. Doch es half alles nichts. Medien, Staatsanwälte und Steuerfahnder befördern immer mehr dunkle Einzelheiten aus dem Doppelleben des spanischen Königs im Ruhestand ans Tageslicht.

In der Schweiz und in Spanien laufen Ermittlungen wegen des Verdachts der Korruption, Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Nun kommt weiteres juristisches Ungemach hinzu: Juan Carlos‘ bekannteste Ex-Geliebte, Corinna zu Sayn-Wittgenstein, reichte vor einem britischen Gericht Klage gegen den früheren spanischen Staatschef ein. Sayn-Wittgenstein wirft dem Altkönig in der Zivilklage vor, sie nach dem Ende der mehrjährigen Liebesaffäre belästigt, bedroht und ausspioniert zu haben.

Spaniens Altkönig Juan Carlos
Spaniens Altkönig Juan Carlos © AP

Die deutsche Geschäftsfrau hatte nach Ende der Beziehung mit Äußerungen zu fragwürdigen Machenschaften ihres königlichen Liebhabers strafrechtliche Ermittlungen gegen den heute 83 Jahre alten Juan Carlos in Gang gebracht.

Mit der Klage, die in London, einem der Wohnsitze der Unternehmerin, eingereicht wurde, will sie einen Schadenersatz durchsetzen, dessen Höhe in der Klage aber nicht beziffert wird. Zudem fordert die 57-Jährige, dass sich ihr Juan Carlos und Spaniens mutmaßlich in die Affäre verwickelter Geheimdienst nicht mehr nähern dürfen.

Schon länger berichtet Sayn-Wittgenstein öffentlich darüber, dass sie sich von Spaniens Geheimdienst verfolgt fühle. Agenten des königlichen Spionagedienstes hätten – wohl im Auftrag von Juan Carlos – ihre Wohnsitze durchsucht, sie beschattet, ihre Telefone angezapft und ihre Computer gehackt. In einer ihrer Wohnungen hätten die Eindringlinge sogar ein Buch über den Tod der britischen Prinzessin Diana, die 1997 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war, zurückgelassen – vermutlich als Drohung.

Zum Schweigen bringen wollen

Nach jahrelangen „Misshandlungen“, die sich auch gegen ihre beiden Kinder gerichtet hätten, habe sie keine andere Wahl gehabt, als rechtliche Schritte einzuleiten, sagte Sayn-Wittgenstein der britischen Zeitung „Daily Mail“. Offenbar habe man sie zum Schweigen bringen wollen, beklagte sie. Die Belästigungen durch Spaniens Geheimdienst hätten im Jahr 2012 begonnen, drei Jahre nach Ende ihrer „romantischen Beziehung“, wie es in der Klage heißt.

Es ist gut möglich, dass Sayn-Wittgenstein ins Visier des königlichen Spionagedienstes geraten war, weil sie mit ihren Enthüllungen die spanische Krone ins Wanken gebracht hatte. Auslöser waren geheime Gespräche zwischen der Ex-Geliebten und einem hohen spanischen Polizeioffizier, in denen sie Juan Carlos unlauterer Geschäfte beschuldigt hatte. So habe dieser etwa als königlicher Staatschef Kommissionen kassiert. Etwa für ein Eisenbahngeschäft in Saudi-Arabien, für das er 2008 über ein Schweizer Konto 100 Millionen Dollar eingestrichen habe.
Die geheimen Gesprächsaufzeichnungen wurden 2018 spanischen Medien zugespielt und lösten ein Erdbeben aus.