"Das ist ein schrecklicher Verlust für die gesamte russische Menschenrechtsbewegung", sagte der Vorsitzende des Rates, Michail Fedotow. Alexejewa war eine der bekanntesten Bürgerrechtlerinnen Russlands. Sie galt als Grande Dame der Menschenrechtsbewegung in ihrer Heimat. Sie war international und auch in Russland hoch angesehen. Zu ihrem 90. Geburtstag hatte ihr Kremlchef Wladimir Putin persönlich gratuliert und sie in ihrer Moskauer Wohnung besucht.

Gemeinsam mit dem Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow gründete sie 1976 die Moskauer Helsinki-Gruppe, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzte. Dafür musste sie ins Exil.

Seit 2004 war sie mit Unterbrechung Mitglied im Menschenrechtsrat. Die Aktivistin kritisierte offen die zunehmenden Repressionen gegen die russische Opposition. Immer wieder schaltete sie sich wortstark in Diskussionen ein und scheute auch nicht davor zurück, die Politik des Kremls zu kritisieren. Vor einigen Jahren war sie auch bei einer Demonstration festgenommen worden.

Bis kurz vor ihrem Tod hatte sie sich für den Aktivisten Lew Ponomarjow eingesetzt, der wegen Aufrufs zu nicht genehmigten Protesten zu einer Arreststrafe verurteilt wurde. Sie habe mit ihrer Assistentin noch kurz vor ihrem Tod darüber gesprochen, wie man anderen Menschen helfen könne, hieß es. "Sie blieb eine Menschenrechtsaktivisten bis zuletzt", schrieb Fedotow. Sie habe dieser Arbeit ihr Leben gewidmet.

Putin schickt Beileidsschreiben

Wladimir Putin würdigte nach Angaben seines Sprechers die Arbeit der verstorbenen Menschenrechtlerin Ljudmila Alexejewa. "Der Präsident schätzt den Beitrag von Ljudmila Alexejewa für die Entwicklung der Zivilgesellschaft in Russland sehr", sagte Putins Vertrauter, Dmitri Peskow, am Samstagabend der Agentur Interfax zufolge. Er habe ihre Positionen in vielen Fragen des Landes hoch respektiert. Putin habe auch ein persönliches Beileidsschreiben an die Familie der Kreml-Kritikerin geschickt.

Alexejewas Tod sei ein trauriges Ereignis für ganz Russland, betonte auch die russische Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa. "Sie war und bleibt eine Symbolfigur für Ehrlichkeit und den kompromisslosen Kampf für die Menschen und die Gerechtigkeit", sagte die Politikerin. Ex-Finanzminister Alexej Kudrin schrieb auf Twitter: "Ljudmila Alexejewa war ein wunderbarer Mensch, ein echtes Vorbild."