Wer zu welchem Zeitpunkt geimpft wird, hat am Dienstag auch in Tirol für Diskussionen gesorgt. So wurde in mehreren Gemeinden offenbar die vorgegebene Impf-Reihenfolge nicht eingehalten. Laut Medienberichten kamen statt Über-80-Jährige oder Risikopatienten Gemeindemitarbeiter oder auch ein Bürgermeister und dessen Frau in den Genuss von überschüssigen Impfdosen aus Alters- und Pflegeheimen. LH Günther Platter (ÖVP) pochte auf eine strikte Einhaltung.

Die "Tiroler Tageszeitung" (Dienstagsausgabe) berichtete etwa von einem Fall aus einer Gemeinde aus dem Bezirk Innsbruck-Land, wo rund 50 Impfdosen in einem Seniorenheim übrig geblieben waren. Deshalb wurden diese an Personen verabreicht, die weder im Heim wohnen noch dort arbeiten - unter ihnen befindet sich auch der Bürgermeister und dessen Ehefrau. Dieser selbst rechtfertigte sich in der Zeitung, indem er angab, selbst zur Risikogruppe zu gehören, nachdem er sich einer Herzoperation unterziehen musste. Warum seine Frau vorgereiht wurde, wollte er allerdings nicht erklären.

Laut einem Bericht der Tirol-Ausgabe der "Kronen Zeitung" wiederum wurden in einer Gemeinde im Bezirk Kufstein übrige Dosen an Gemeindemitarbeiter verimpft. "Für mich sind die Mitarbeiter der Gemeinde eindeutig systemrelevant", argumentierte der dortige Ortschef. Er verwies darauf, dass der übrige Impfstoff innerhalb einer Stunde verabreicht werden müsse, man sich unter Zeitdruck auf die Suche nach impfwilligen Personen begeben habe und alles nach Absprache mit dem Land passiert sei.

Die Verimpfung sei nicht im Detail abgestimmt gewesen, ließ indes das Land wissen und zeigte sich mit der Vorgehensweise einiger Gemeinden und Altersheime nicht einverstanden. "Wir haben nochmals unmissverständlich klargestellt, wie zu priorisieren ist. Die wenigen Impfdosen, die wir aktuell zur Verfügung haben, müssen ausnahmslos an jene Personen gehen, die vom Virus besonders gefährdet sind", stellte Platter klar. Bei überschüssigen Dosen aus Alters- und Pflegeeinrichtungen sollen nach ärztlicher Einschätzung weitere Risikopersonen oder Gesundheitspersonal zur Impfung heranzogen werden. "In vielen Heimen hat das gut geklappt - in ein paar wenigen hat es nicht funktioniert. Das wird von uns nicht akzeptiert", sagte der Landeshauptmann zur "TT".

Als "extrem unsolidarisch und unmoralisch gegenüber den Risikogruppen" bezeichnete unterdessen Grünen-Klubobmann Gebi Mair die bekannt gewordenen Fälle. Es dürfe jetzt nicht zu "Bounty-ähnlichen Zuständen" kommen, indem ausgerufen werde: "Zuerst kommt das Impfen, dann die Moral".