Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Donnerstag unterstrichen, "bis Ende des Sonntags" auf fast 30.000 Corona-Impfungen in Österreich kommen zu wollen. 200.000 Dosen des am Vortag von der EU zugelassenen Moderna-Vakzins kommen im ersten Quartal zusätzlich zu den laufenden Lieferungen von Biontech/Pfizer nach Österreich. Ein Mengenproblem gebe es nicht, "nur noch ein Lieferproblem" sagte der Sonderbeauftragte des Gesundheitsministeriums, Clemens Martin Auer.

"Dass die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und jetzt von Moderna überhaupt zugelassen werden, weiß man erst seit Ende November, Anfang Dezember", betonte Auer den Umstand, dass diese Impfstoffe früher als erwartet Anwendung finden konnten. Für die 450 Millionen EU-Bürger bestehe jetzt das Problem, "dass die Liefermengen noch nicht ausreichend sind", sagte der Sonderbeauftragte, jedoch gebe es insgesamt rund zwei Milliarden Dosen, die vertraglich zugesichert sind. Zwar wisse man auch heute noch nicht, ob es für alle sechs Vertragspartner der EU eine Marktzulassung geben wird, aber im Grund sei Sanofi der einzige Wackelkandidat, bei dem jedoch ohnehin eine spätere Zulassung erwartet wurde. Das Lieferproblem werde "von Tag zu Tag kleiner", so Auer.

30.000 Bestellungen aus Heimen

Biontech/Pfizer liefern rund eine Million Dosen im ersten Quartal, sagte Anschober, und derzeit rund 61.000 pro Woche. Über die dezentrale Impfstrategie sagte der Gesundheitsminister, dass "diese Pilotphase recht gut verlaufe". "Ziel ist, dass wir bis Ende des Sonntags auf fast 30.000 Impfungen kommen werden", für den kommenden Montag würden bereits 30.000 Bestellungen aus den Alters- und Pflegeheimen vorliegen.

Die Bewohner und Mitarbeiterinnen in den Alters- und Pflegeheimen haben weiterhin erste Priorität, wie auch die Mitarbeiter der Covid-Stationen in den Krankenhäusern, erläuterte der Gesundheitsminister noch einmal den Impfplan mit dem Hauptziel, dann während des Sommers "ein konkretes Impfangebot" für alle Menschen in Österreich zu ermöglichen. Im Herbst 2021 solle durch die Immunisierungen keine Situation wie 2020 mehr entstehen können.

Zudem bestätigte Anschober den am Donnerstag von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verkündeten Plan, dass die gesamte Gruppe der Personen über 80 Jahren auch außerhalb von Heimen vorgezogen und Schritt für Schritt ebenfalls bereits ab Jänner geimpft werden soll. Dazu, "wie das logistisch vonstattengehen kann", laufen laut Anschober Gespräche. Die "Gemeinden und Ärzte vor Ort" würden dabei auch eine gewisse Rolle spielen.

"Niemand hat Impfdosen herumliegen lassen, ganz im Gegenteil", betonte Anschober zur Kritik am Impfstart in Österreich. Nach der "guten Phase des Pilotbetriebs" werde man "Schritt für Schritt rasch sehr konsequent in die Breite gehen". Die zweite Lieferung von Biontech/Pfizer mit 61.000 Dosen sei auch erst am heutigen Donnerstag in Österreich angekommen und verteilt worden, erläuterte Auer. Es sei "das legitime Anrecht aller", zu fordern, dass es schneller gehen sollte, sagte Anschober. "Mir sind die Parteien lieber, die das fordern, als die, die an der Impfung zweifeln."

Abhängig von der EU

Österreich sei davon abhängig, wann die jeweiligen Marktzulassungen in der EU erteilt werden, sagte Anschober. "Gleichzeitig ist es für mich ein Grundprinzip, dass wir in diese Entscheidung nicht eingreifen." Dies sei keine politische Entscheidung, betonte der Minister zum Zulassungsprozess in Europa.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) erläuterte, dass die Zulassung des ersten Impfstoffs Hoffnung gab, die nun mit der Zulassung von Moderna verdoppelt worden sei. Sie dankte Bundeskanzler Kurz "dass er angeordnet hat, den Impfstart vorzuverlegen. Wir haben keine Zeit zu verlieren." Tanner bezeichnete die Impfung "als eine Chance für ein schnelles Ende der Krise" und sicherte Anschober die weitere Unterstützung des Bundesheeres bei der Logistik zu.

Was den Impfstoff von Moderna betrifft, kommt Österreich eine besondere Rolle in der EU zu. Denn wie Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin des Geschäftsfeldes Medizinmarktaufsicht der Agentur für Gesundheits- und Ernährungssicherheit (AGES), erläuterte, werden die auszuliefernden Chargen jeweils von der AGES kontrolliert, bevor sie verimpft werden. Dafür schickt der Hersteller von jeder Charge Proben nach Österreich. Die AGES überprüft dann laut Wirthumer-Hoche die Identität (etwa, ob die angegebenen Inhaltsstoffe enthalten sind), den Gehalt (wie viele Milligramm pro Milliliter enthalten) sowie die Reinheit und das Aussehen (Farbe, Konsistenz, ob Sprünge im Behältnis sind usw.).

"Was uns ganz besonders stolz macht, ist, dass uns der Hersteller beauftragt hat mit der Chargen-Freigabe für den gesamten EU/EWR-Raum", sagte AGES-Geschäftsführer Thomas Kickinger bei der Pressekonferenz am AGES-Standort in Wien-Donaustadt. Der Hersteller dürfe sich das jeweilige Arzneimittellabor für die Prüfung aussuchen. Bei Moderna kam nun die AGES zum Zug, bei dem bereits seit kurz vor Weihnachten in der EU zugelassenen Biontech/Pfizer-Vakzin war es das deutsche Paul-Ehrlich-Institut.