Kroatien, das trotz schlechter epidemiologischer Lage im europäischen Vergleich eher milde Corona-Maßnahmen hat, führt mit Sonntag neue Restriktionen ein. In erster Linie wird es zusätzliche Versammlungseinschränkungen geben, Öffnungszeiten in der Gastronomie werden verkürzt. Die neuen Maßnahmen sollen bis 15. Dezember gelten, gab der Corona-Krisenstab am Freitag bekannt.

Öffentliche Versammlungen werden von bisher 50 auf nunmehr 25 Personen beschränkt, die gleiche Einschränkung gilt künftig für Beerdigungen, während es bei Hochzeitsfeiern höchstens 15 Beteiligte geben darf. Private Treffen werden auf zehn Personen limitiert. Für andere Versammlungen, wie etwa in Kinos oder Theatern, wird die Besucherzahl auf eine Person pro vier Quadratmeter beschränkt. Das gilt auch für Gottesdienste. Nachtklubs und Casinos müssen schließen, Lokale und Restaurants dürfen nur noch bis 22.00 Uhr geöffnet sein. Zwischen 22.00 und 6.00 Uhr darf auch kein Alkohol verkauft werden.

Im Norden des Landes, in der Gespanschaft (Region, Anm.) Varazdin, wo die Lage besonders prekär ist, werden bereits ab Freitag strengere Restriktionen eingeführt. Demnach sind alle öffentlichen Versammlungen in geschlossenen Räumen verboten, im Freien dürfen sich maximal 20 Personen versammeln. Die Gastronomie wird geschlossen. Die Maßnahmen sollen bis 4. Dezember in Kraft sein.

In Kroatien gibt es derzeit fast 18.200 aktive Corona-Fälle, knapp 2.000 Menschen mit Covid-Erkrankung werden in Krankenhäusern behandelt, davon müssen rund 200 künstlich beatmet werden. Seit Wochen liegen die täglichen Neuinfektionen im vierstelligen Bereich. In den vergangenen 24 Stunden wurden 2.958 Neuinfektionen gemeldet, hieß es aus dem Krisenstab am Freitag. Die Positivitätsrate der Testungen lag bei 35,5 Prozent. Insgesamt 57 Patienten starben an oder mit einer Covid-Erkrankung, was der bisher höchste Tageswert bei Todesfällen war.

Die Maßnahmen werden in Kroatien nur wenige Tage nach dem Massengedenken in der Stadt Vukovar verschärft. Die Durchführung des traditionellen Gedenkzuges inmitten der Corona-Pandemie war von kroatischen Ärzten scharf kritisiert worden. Der Krisenstab hatte die Veranstaltung mit Begrenzung der Teilnehmerzahl auf 500 Personen erlaubt. Am Mittwoch nahmen am Gedenkzug in der ostslawonischen Stadt jedoch tausende Menschen teil, darunter auch die Regierungsspitze. In den Medien wurde die Teilnehmerzahl auf 10.000 Menschen beziffert. Berichten zufolge hielten die Teilnehmer die nötige Distanz nicht ein, viele trugen auch keine Schutzmasken.