Nach der Demonstration und der Kundgebung am Samstag von mehreren Zehntausend Menschen gegen die Corona-Politik haben sich auch am Sonntag zahlreiche Gegner der Maßnahmen in Berlin versammelt. Am Brandenburger Tor war eine Kundgebung angemeldet mit etwa 2.500 Menschen, wie ein Polizeisprecher sagte. Zunächst sprach er von mehreren Hundert Menschen dort.

Zuvor löste die Polizei eine Ansammlung mit rund 2.000 Menschen an der Siegessäule auf. Die Menschen strömten dann weiter Richtung Brandenburger Tor, wie der Polizeisprecher sagte. An der Siegessäule standen die Menschen zuvor nach Angaben der Polizei zu dicht beieinander und hielten Abstände nicht ein. Es gab unter anderem Platzverweise. Um eine angemeldete Kundgebung handle es sich bei dieser Ansammlung nicht. Im Berliner Mauerpark waren indes am Sonntag einige Kundgebungen angemeldet.

Am Samstag hatten sich mehrere Zehntausend Menschen in der deutschen Hauptstadt versammelt, um gegen staatliche Corona-Auflagen zu protestieren. Die Initiative Querdenken hatte zu einer Demonstration und Großkundgebung aufgerufen. Am Rande hatte es Angriffe von Reichsbürgern und Rechtsextremisten auf Polizisten gegeben.

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Eine größere Menge, darunter abermals Anhänger solcher radikaler Gruppen, war über Polizeiabsperrungen hinweg auf die Freitreppe des Reichstags vorgedrungen.

Kritik an Samstag-Vorfällen

Die versuchte Erstürmung des Berliner Reichstagsgebäudes durch rechte Gegner der Corona-Schutzmaßnahmen hat eine Diskussion über den Umgang mit Extremisten ausgelöst. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einem "unerträglichen Angriff" auf das Herz der Demokratie: "Das werden wir niemals hinnehmen", erklärte er via Facebook.

Der deutsche Innenminister Horst Seehofer sagte der "Bild am Sonntag", dass Chaoten und Extremisten die Wirkungsstätte des Parlaments und damit das symbolische Zentrum der freiheitlichen Demokratie für ihre Zwecke missbrauchten, sei unerträglich. Finanzminister Olaf Scholz, der Kanzlerkandidat der SPD, erklärte, Nazisymbole und Kaiserreichflaggen hätten vor dem Deutschen Bundestag "rein gar nichts" verloren: "Wir müssen alles dafür tun, dass solche Bilder vor dem Gebäude des Bundestages nicht mehr entstehen."

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte im ZDF, sie sei wütend, weil das Demonstrationsrecht "für Nazi-Propaganda" missbraucht worden sei. FDP-Chef Christian Lindner erklärte in der "Rheinischen Post": "Dass Demonstranten mit Reichsflaggen versuchen, unser Parlament zu stürmen, muss alle Demokraten aufrütteln."

Grünen-Chef Robert Habeck nannte die Bilder vom Samstagabend erschütternd. Es gehöre zwar zur demokratischen Debatte, über Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Corona zu diskutieren. Wer aber mit Rechtsextremisten, Rassisten und Antisemiten mitmarschiere, mache sich mit dem Hass gemein. "Niemand kann so tun, als hätte er nicht gewusst, bei wem er mitläuft", sagte Habeck.