Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beobachtet die Entwicklungen in der Corona-Pandemie global gesehen mit zunehmender Besorgnis. Mehr als die Hälfte aller weltweit registrierten Infektionsfälle seien im vergangenen Monat gemeldet worden, hatte WHO-Chef Tedros AdhanomGhebreyesus bereits am Mittwoch gewarnt.

Die Coronakrise sei "nicht annähernd vorbei", fügte er hinzu. In den vergangenen acht Tagen habe es im Schnitt täglich 160.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gegeben. Bisher wurden weltweit mehr als 10,7 Millionen Infizierte registriert. Mehr als 516.000 Menschen starben an oder mit einer Covid-19-Erkrankung. Besorgniserregend bleibt die Lage u.a. in Lateinamerika, wo die Zahl der Toten allein in Brasilien nun schon die Marke von 60.000 überschritten hat.

In den USA hat das jüngste erstmalige Überschreiten der 50.000-Marke an Neuinfizierten binnen 24 Stunden Präsident Donald Trump nicht davon abgehalten, am Freitagabend anlässlich des US-Unabhängigkeitstages am 4. Juli am Mount Rushmore ein großes Feuerwerk abhalten zu lassen. Es sollen daran 7.500 Zuschauer teilnehmen. Am Unabhängigkeitstag selbst wird Trump in der Hauptstadt Washington an einer großen Zeremonie teilnehmen, zu der ebenfalls ein großes Feuerwerk geplant ist.

Tests an Menschen mit 17 Impfstoff-Kandidaten

Im weltweiten Kampf gegen das Coronavirus werden inzwischen 17 Impfstoffkandidaten an Menschen getestet. Am weitesten fortgeschritten ist ein Impfstoff, den die Universität Oxford entwickelt hat, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag nach einer zweitägigen Corona-Forschungskonferenz berichtete.

Selbst, wenn diese Kandidaten nicht erfolgreich sind, ist die WHO optimistisch: "Wir haben eine breite Pipeline mit vier verschiedenen Impfstofftypen", sagte Ana Maria Henao Restrepo, bei der WHO für Forschung und Entwicklung zuständig. Es werde an mehr als 150 Wirkstoffen geforscht.

Der Impfstoff AZD1222 aus Oxford gehe als erster in die Phase III einer klinischen Studie. Damit sind große Tests an vielen Menschen zu Wirksamkeit und Sicherheit gemeint. Fünf weitere Kandidaten seien in Phase II. Dabei wird eine kleinere Zahl von Patienten behandelt, bei denen aufgrund ihrer Gesundheit eine Wirkung angenommen wird. In Phase I werden Wirkstoffe in der Regel an gesunden Menschen getestet, um die Verträglichkeit zu prüfen.

Ob ein Impfstoff bereits Ende des Jahres vorliegt, könne nicht vorhergesagt werden. Diese Hoffnung hatte die Chefwissenschafterin der WHO, Soumya Swaminathan, im Juni geäußert. Normalerweise dauert die Entwicklung eines Impfstoffs zehn bis 15 Jahre. Die weltweite Verbreitung des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 hat aber unzählige Forscher, Pharmafirmen und Regulierungsbehörden zu beispiellosen Anstrengungen gebracht, um die Entwicklung zu beschleunigen.