Nach längerer Zeit ist die Zahl der Neuinfektionen in Österreich auf über 100 gestiegen: Insgesamt sind 107 Personen (Stand: 1. Juli, 9.30 Uhr) neu positiv auf Covid-19 getestet worden. "Das sei eine besorgniserregende Entwicklung", so Gesundheitsminister Rudolf Anschober.

In Oberösterreich werden ab Freitag für eine Woche in fünf Bezirken - Linz Stadt, Linz-Land, Wels Stadt, Wels-Land und Urfahr-Umgebung - alle Schulen, Kindergärten sowie Betreuungseinrichtungen geschlossen. Zudem haben Landeshauptmann Thomas Stelzer und seine Stellvertreterin Christine Haberlander (beide ÖVP) die "dringende Empfehlung" ausgesprochen, in jenen Bezirken Veranstaltungen abzusagen.

Grund für die "drastischen Maßnahmen", so Stelzer, sei der sprunghafte Anstieg der Infektionszahl. Von Dienstag auf Mittwoch ging sie um 61 auf 190 nach oben. Bereits in den Tagen davor war eine "dynamische Entwicklung" zu beobachten gewesen, ergänzte Haberlander in einer Pressekonferenz am Mittwoch in Linz. Vor allem an zahlreichen Schulen aber auch in Kindergärten traten neue Infektionen auf. Insgesamt sei ein Plus von 124 Fällen zu verzeichnen.

Hauptverantwortlich für den Zuwachs ist ein Cluster der "Freien Christengemeinde" in Linz, wie auch Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) in einer Pressekonferenz der Stadt festhielt. Um eine weitere Verbreitung zu unterbinden, "wird derzeit auch ein behördliches Betretungsverbot nach dem Covid19-Maßnahmengesetz aller Veranstaltungsorte der Pfingstkirche geprüft", meinte er.

In der Religionsgemeinschaft befinden sich zahlreiche Großfamilien aus Oberösterreich, die das Virus in den vergangenen Tagen in besagte Bezirke getragen haben. Auch wenn das Kontaktpersonenmanagement laufe und entsprechend Quarantäne angeordnet worden sei, habe sich das Land in Absprache mit dem Gesundheitsministerium am Mittwoch dazu entschieden, in besagten fünf Bezirken Schulen, Kindergärten sowie Horte und Krabbelstuben ab Freitag für eine Woche zu schließen. Dort, wo Eltern eine Kinderbetreuung benötigen, werde diese aber wie auch schon beim Shutdown angeboten, stellte Haberlander klar. Ein massiver, aber sinnvoller Schritt im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung, sagte der Landeshauptmann. Außerdem empfahl er, in jenen Bezirken Veranstaltungen abzusagen.

Gleichzeitig appellierten Haberlander und Stelzer an die Eigenverantwortung der Oberösterreicher. So sollte man in geschlossenen Räumen Masken tragen. Zudem riefen sie auf, der Vorschrift, in öffentlichen Verkehrsmitteln einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, auch nachzukommen. Nicht alle Fahrgäste hielten sich daran.

Wien auf Platz zwei

Mit 24 Neuinfektionen lag Wien auf Platz zwei, gefolgt von der Steiermark mit neun und Niederösterreich mit sieben. Aus Tirol wurden drei Erkrankungen, in Salzburg zwei und im Burgenland eine gemeldet.

Bisher gab es in Österreich 17.873 positive Testergebnisse. Mit heutigem Stand sind österreichweit 705 Personen an den Folgen des Coronavirus verstorben und 16.497 wieder genesen. Aktuell befanden sich 74 Personen aufgrund des Coronavirus in krankenhäuslicher Behandlung und davon neun auf Intensivstationen.

Kein Hinweis, dass Öffnung der Grund sei

Laut Gesundheitsminister  Anschober gäbe es keine Hinweise, dass es durch die Öffnungen in dem jeweiligen Bereich zu massiven Erhöhungen gekommen ist. Die Ausbrüche seien bisher nur regional, hieß es am Mittwoch bei der Pressekonferenz.

Situation auf Bundesebene wäre stabil, dies bleibe aber nur dann so, wenn wir, wo es zu sichtbaren Clusterbildungen kommt, "sehr konsequent reagieren". Man stehe im Dialog mit Oberösterreich, wo am heutigen Mittwoch Maßnahmen des Landes präsentiert wurden.

Wichtig sei schnelles Kontaktpersonenmanagement - "da geht es um jede Stunde". Es gehe auch um das Risikobewusstsein der Bevölkerung, "manche sind müde geworden". Die Grundregeln wie Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln müssten eingehalten werden.