Der Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, Peter Ruhenstroth-Bauer, warnt angesichts der Corona-Pandemie vor einer humanitären Katastrophe in Afrika. Seit dem ersten bestätigten Fall Ende Februar hätten sich in West- und Zentralafrika Tausende weitere Menschen angesteckt, sagte er laut Kathpress der "Saarbrücker Zeitung" (Samstag).

Dabei gehe es um eine von Gewalt, Hunger und Dürre geprägte Region, in der schon vor Ausbruch des Virus insgesamt rund zehn Millionen Menschen internationale Hilfe benötigt hätten. "Europa muss schnell aktiv werden und beim Aufbau funktionierender staatlicher Strukturen helfen, bevor sich die Lage weiter zuspitzt", erklärte der Experte. Zu nennen sei hier vor allem die Ausbreitung von Armut, Kriminalität, Terrorismus und des Waffenhandels. "Wird das nicht unterbunden, droht eine humanitäre Katastrophe, deren Folgen auch Europa zu spüren bekommen wird", mahnte Ruhenstroth-Bauer.

Auch österreichische Hilfsorganisationen warnen vor den sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Lockdown für afrikanische Staaten, etwa die Caritas Österreich, die eine humanitäre Katastrophe befürchtet. Die Corona-Pandemie führe zu steigenden Preisen, meinte Caritas-Auslandshilfechef Andreas Knapp: So hätten sich in der Demokratischen Republik Kongo allein durch die Ankündigung einer Ausgangssperre die Preise auf den Märkten verdreifacht.

Der Orden der Missionsärztlichen Schwestern (Medical Mission Sisters/MMS) warnte auch vor Hunger und Armut in Äthiopien: "Tagelöhner, die jetzt kein Einkommen haben, können für ihre Familien kein Essen einkaufen." In einigen Dörfern musste der Staat bereits Lebensmittel verteilen. Ähnlich die Situation in Uganda oder Ghana, wo die Ordensfrauen u.a. einen Anstieg der häuslichen Gewalt bemerken und eine Lebensmittelkrise befürchten.