Die Polizei hat am Dienstag das Seniorenheim "Pio Albergo Trivulzio" durchsucht, in dem wegen des Coronavirus vermutlich über 100 Menschen ums Leben gekommen sind. Durchsucht wurden auch die Büros anderer Seniorenheime in der Lombardei, berichteten italienische Medien, Dokumente wurden beschlagnahmt.

Anzeigen von Familienangehörigen

Die Untersuchung wurde nach Anzeigen von Familienangehörigen der Todesopfer und Mitarbeitern des Seniorenheims eingeleitet. Es wird vermutet, dass Sicherheitsvorkehrungen ignoriert worden sein könnten. Das italienische Gesundheitsministerium entsendete Inspektoren zur Kontrolle der Lage im "Pio Albergo Trivulzio", das zu den größten Altersheimen Italiens zählt.

Unter anderem wird geprüft, warum aus Spitälern entlassenen infizierte Coronavirus-Patienten in Abteilungen des "Pio Albergo Trivulzio" eingeliefert worden seien. Dadurch sei die Gesundheit der Heimbewohner aufs Spiel gesetzt worden, lautet der Verdacht der Mailänder Staatsanwaltschaft.

Weitere Ermittlungen

Die Justizbehörden ermitteln auch wegen Todesfällen in mehreren anderen lombardischen Seniorenheimen. Von den über 10.000 Todesopfern, die in der Lombardei mit oder an der vom Erreger SARS-CoV-2 ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben sind, lebten 1.822 in Seniorenheimen, berichtete der Präsident von Italiens Oberstem Gesundheitsinstitut, Silvio Brusaferro, am Freitag.

Der lombardische Gesundheitsbeauftragte Giulio Gallera bestritt, dass die Gesundheit der Senioren aufs Spiel gesetzt worden sei. "Wir haben 2.000 Menschen von den Krankenhäusern in andere Strukturen, darunter das 'Pio Albergo Trivulzio', verlegt, weil es andere Unterkunftsmöglichkeiten nicht gab. Die Patienten wurden in getrennten Pavillons mit eigenem Gesundheitspersonal untergebracht", so Gallera laut Medienangaben.

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