Das Maßnahmenpaket der Bundesregierung gegen die Corona-Krise steht laut Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) weitgehend für diese Woche. Es werde täglich noch kleinere notwendige Adaptierungen geben, etwa beim Flugverkehr, sagte Kurz Montagfrüh in "Ö3". Eine Stunde lang beantwortete der Bundeskanzler Fragen der Bevölkerung.

"Das Maßnahmenpaket steht in Summe", so Kurz. "Wir sind richtig aufgestellt für diese Woche." Es sei gut vorbereitet und implementiert worden.

Der Bundeskanzler erwartet sich für Montag, dass die Zahl der Ansteckungen auf 1.000 steigen wird. "Wir stehen ganz am Anfang." Die Ausbreitung der Infektionen werde sich nächste Woche "mit massivem Tempo fortsetzen. Jeden, der die Hoffnung hat, dass die Maßnahmen von heute auf morgen wirken, muss ich enttäuschen", betonte Kurz. Die strengen Regelungen inklusive Ausgangsbeschränkungen gelten "zumindest für eine Woche, dann gibt es Chance auf Besserung, dann können wir das Schlimmste verhindern".

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"Herausforderung dürfte noch einige Monate andauern"

"Halten wir zusammen, es geht um viel, um unsere Gesundheit, und für viele ältere Menschen geht's ums Überleben", appellierte der Bundeskanzler an die Vernunft und das Gewissen der Bevölkerung. Die Krise werde "umso schneller überstanden sein, je disziplinierter wir Österreicher sind", betonte er. Die Erfahrungen aus anderen Ländern seien jedenfalls "nicht sehr beruhigend".

Er gehe davon aus, "dass die Herausforderung einige Monate andauert", sagte Kurz. Der Kanzler hat jedoch "große Hoffnung, dass die Maßnahmen, die wir setzen, nach einer Woche ungefähr Wirkung zeigen und sich die Kurve abflacht und wir feststellen können, wir haben das Schlimmste verhindert, Leben gerettet und den Totalzusammenbruch des Gesundheitssystems verhindert". Dann sei man zwar noch nicht überm Berg, habe aber das Gröbste geschafft, sagte der Bundeskanzler.

Kurz betonte die in Österreich geltenden Ausgangsbeschränkungen. Die Polizei werde "nicht als Gegner" der Bevölkerung auftreten, sondern vor allem auf größere Gruppen zugehen, die unvorsichtig agieren, und entsprechende Hinweise geben. Bei den angeführten begründeten Ausnahmen dürfe man das Haus verlassen. Es sei notwendig, dass Menschen auch zur Arbeit gingen, "denn sonst würde unser System zusammenbrechen". Er stellte auch klar, dass Lebenspartner, die nicht zusammen leben, sich weiterhin sehen können. "Das muss jeder für sich selbst beantworten", sagte er, "und die Frage abschätzen, ob eine der Personen eine Risikoperson ist." In diesen Fällen sei Vorsicht geboten, je nach Vorerkrankung und Aufenthalt in einem Risikogebiet könnte Kontakt nämlich "zu Tod oder massivem Leid führen oder einem glimpflichen Krankheitsverlauf".

Kanzler fällt schwer, keine Hand zu schütteln

Kurz schilderte dazu auch seine private Situation. "Würde ich nicht mit meiner Freundin zusammenwohnen, würden wir uns weiter sehen. So viel an Familie und Privatleben muss es auch in so einer Krisensituation weiter geben, aber Risikopatienten müssen besonders aufpassen", betonte der Bundeskanzler. Er selbst habe den Kontakt zu seinen Eltern "auf ein Minimum reduziert, ich besuche sie nicht, meine Freundin erledigt die Besorgungen". Diese werden den Eltern "vor die Tür gestellt". "Gestern haben wir es kurz geschafft und alle gleichzeitig gegessen, meine Freundin daheim, ich im Bundeskanzleramt, unsere Eltern zu Hause, alle haben das Handy bei sich gehabt. Das war fast wie ein Mittagessen, wo man sich sieht", erzählte Kurz.

Was auch ihm schwer falle, sei Menschen nicht automatisch "die Hand hinstrecken, mittlerweile ziehe ich sie zurück", ebenso wie den Ratschlag zu befolgen, sich nicht ins Gesicht zu greifen. "Es wird von Tag zu Tag besser." Er selbst sei in der vergangenen Woche nur bis zu drei Stunden am Tag zum Schlafen kommen, sagte Kurz auf eine entsprechende Frage, darum gehe es aber nicht. Die Regierung überlege sich sehr wohl, "was genau an Terminen ist notwendig und was geht telefonisch oder mittels Videokonferenz". Aber in der Politik sei es wie in anderen Bereichen, wo "nicht das Leben auf Null reduziert werden kann".

Hilfe kündigte der Bundeskanzler auch für im Ausland gestrandete Österreicher an. "Bitte durchhalten und genau an das halten, was auch im jeweiligen Land vorgegeben wird", appellierte Kurz. Mit der AUA und dem Flughafen Wien werde auf Hochtouren zusammengearbeitet, um Staatsbürger zurückzuholen. "Das wird da und dort noch einige Tage dauern, viele Flüge finden nicht mehr so statt, viele Grenzen sind geschlossen."

Der Handel wurde mit Montag mit Ausnahme der Geschäfte für lebenswichtige Versorgung komplett geschlossen. Eine Änderung der Öffnungszeiten etwa beim Lebensmittelhandel schloss der Bundeskanzler auf Nachfrage aus und bat dafür um Verständnis. In der Baubranche werde von Projekt zu Projekt zu entscheiden sein, ob dieses systemrelevant sei. "Es geht darum, Notwendiges und Unnotwendiges zu unterscheiden." Es gebe aber auch ein sehr komplexes und verzahntes Wirtschaftssystem. Hier gelte es Probleme zu vermeiden. Jeder in Österreich könne sich aber verlassen, dass die Versorgungssicherheit funktioniere. "Die Versorgungssicherheit ist gegeben. Es ist nicht notwendig Hamsterkäufe zu machen."

Am Ende betonte der Bundeskanzler einmal mehr, dass diese schwierige Phase zeitlich begrenzt und "gemeinsam schaffbar" ist. "Seien Sie großzügig miteinander, helfen Sie sich da, wo es geht", so der Rat des Regierungschefs.