Bernard Arnaults Luxusjacht "Symphony" bietet alles, was das Milliardärsherz höherschlagen lässt: Die über 100 Meter lange Jacht verfügt über 24 Kabinen für Gäste und Crew, einen sechs Meter langen Pool mit Glasboden, selbstverständlich auch Sauna und Jacuzzi. Das Ganze wird von einem Heimkino auf einem der oberen Decks abgerundet.
Arnault, laut "Forbes" seit Kurzem der reichste Mann der Welt, hat allerdings ein Problem: Jachten über 24 Meter Länge dürfen eigentlich in der Bucht von Saint-Tropez, wo Arnault auch eine Villa mit Meereszugang besitzt, nicht mehr vor Anker gehen, weil sie die Unterwasserwiesen aus Neptungras zerstören.

Allein in Golfe-Juan ist innerhalb von zwölf Jahren eine mehr als 225 Hektar große Fläche von Neptungräsern zerstört worden, so die Studie eines Meeresbiologenteams von Andromède Océanologie. Nach Angaben der Unesco bindet ein Hektar dieser für das Mittelmeer typischen Neptungräser so viel CO₂ aus der Atmosphäre wie 15 Hektar tropischer Regenwald.

380 Tonnen Beton genehmigt und Armee-Taucher

Anders als bei seinem Konkurrenten Vincent Bolloré und seiner 60-Meter-Jacht "Paloma" hat die zuständige Präfektur für Arnault eine Ausnahme gemacht. Bevor die "Symphony" am Cap Saint-Pierre vor Anker ging, sollen sogar Taucher der französischen Armee vorher nach dem Rechten gesehen haben. 2020 bekam Arnault schließlich die Erlaubnis des Präfekten, 380 Tonnen Beton ins Mittelmeer zu gießen. An diesem Unterwasserhafen, einer großen Betonboje auf einer Sandbank, kann er seine Jacht nun befestigen, ohne riesige Anker in den Meeresboden zu werfen.

80 Betonbänke zu je 250.000 Euro

Um das Ökosystem der Unterwasserpflanzen und gleichzeitig das der Milliardäre im Mittelmeer zu schützen, will die französische Meerespräfektur nun 80 solcher Betonbänke an der Côte d’Azur und zusätzliche 50 an der Küste Korsikas genehmigen. Jede einzelne kostet 250.000 Euro. Insgesamt ist vorgesehen, für 12,3 Millionen Euro ökologische Ankerplätze im Mittelmeer zu schaffen.

Fast zwei Drittel der Kosten werden nach Auskunft des Umweltministeriums vom "Fonds vert" finanziert, einem im vergangenen Sommer gegründeten Umweltfonds, der Gemeinden beim ökologischen Umbau helfen sowie Projekte finanzieren soll, mit denen sie sich auf den Klimawandel einstellen können. Im ersten öffentlichen Dokument des mit zwei Milliarden Euro ausgestatteten Hilfsfonds werden die Betonplatten als "künstlichen Riffe" gelobt, weil sie angeblich für die Vermehrung von Fischpopulationen sorgen werden.

Steuerzahler finanziert Anlegeplätze

Umweltschützer hat diese Nachricht dennoch auf die Palme gebracht. Nicht nur, dass Tausende Tonnen Beton ins Mittelmeer gegossen werden, es geht zudem auf Kosten der Steuerzahler. "Die Jachten verschmutzen die Umwelt, sie verbrauchen enorm viel Diesel, es ist skandalös, öffentliche Gelder für sie bereitzustellen", sagt Michelle Salotti, Mitglied der korsischen Umweltschutzagentur U Levante dem Radiosender Franceinfo.

Dem französischen Satireblatt "Le Canard enchaîné" ist aufgefallen, dass der für das Meer zuständige französische Staatssekretär Hervé Berville kürzlich zu einem Privatkonzert des Rappers Jay-Z in Arnaults Fondation Louis Vuitton eingeladen war. Das Umweltministerium stellte daraufhin klar, dass Berville keinerlei "berufliche oder private Verbindungen" zum Milliardär unterhalte. "Einen Minister zu umgarnen", so schließt das Blatt, "ist immer nützlich, wenn man eine Mega-Jacht im Golf von Saint-Tropez vor Anker hat".