Erfolg vielleicht, Aufregung garantiert“, hatte Elon Musk vorab auf seinem (eigenen) Onlinedienst Twitter geschrieben. Am Ende hatte der SpaceX-Gründer zumindest in einem Punkt recht: Sein "Starship", die bislang weltgrößte Rakete, hob gestern zwar nach einer kurzen Verzögerung von der Raketenbasis Boca Chica bei Brownsville in Texas ab. Das System explodierte aber nach knapp vier Minuten in 29 Kilometern Höhe - möglicherweise ließ man es kontrolliert detonieren, weil es außer Kontrolle geraten war. Umgerechnet 2,7 Milliarden Euro flogen damit in die Luft, aber am Ende doch anders als ursprünglich erhofft.

"Schnelles ungeplantes Auseinanderbrechen"

SpaceX schrieb auf Twitter von einem "schnellen ungeplanten Auseinanderbrechen vor der Stufentrennung". Anders formuliert: Die Trennung der beiden Raketenstufen funktionierte nicht plangemäß. Weiter hieß es: "Unsere Teams werden weiterhin Daten auswerten und auf unseren nächsten Flugtest hinarbeiten." Der am Ende in einer Detonation mündende Jungfernflug kann als Erfolg, aber auch als veritables Desaster gewertet werden: Musk, der von Beginn an von einem "riskanten" Unterfangen gesprochen hatte, bedankte sich jedenfalls für einen "aufregenden Test" und hielt fest, man habe "viel für künftige Startversuche gelernt". Aus dem Kreis der SpaceX-Ingenieure hieß es, man wisse bei so einem Testflug "nie, was passieren werde".



Dass Raumfrächter Musk im Vorfeld von einem "sehr riskanten Flug" gesprochen hatte, war am Ende also berechtigt: Trotzdem könnte die Rakete, so sie einmal voll funktionstüchtig und – soweit das möglich ist – sicher ist, die Raumfahrt verändern. Die mächtige, 119 Meter hohe Konstruktion überragt die legendäre Saturn V, die auf 111 Meter kam und einst die „Apollo“-Astronauten zum Mond brachte. Das gesamte System besteht aus einer knapp 70 Meter hohen "Super-Heavy"-Rakete und aus dem eigentlichen, 50 Meter langen und darüber positionierten "Starship"-Raumschiff. Um die 5000-Tonnen-Konstruktion nach oben zu katapultieren, braucht es 33 mit flüssigem Methan und flüssigem Sauerstoff betriebene "Raptor"-Triebwerke.

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150 Tonnen Fracht sollen damit einmal transportiert werden können – das ist fünf Mal so viel, wie die nach wie vor in Entwicklung befindliche europäische "Ariane 6" in das All bringen könnte. Der große Clou ist – wie bei anderen Systemen von SpaceX – die Wiederverwendbarkeit der gesamten Konstruktion, sofern diese es wenn bis zur Erde zurückschafft, wohlgemerkt.



Die Nasa will mit einem "Starship" Astronauten auf den Mond bringen. SpaceX geht noch einen unermesslichen Schritt weiter und plant, damit eines Tages bis zum Mars zu gelangen. Der nächste Testflug soll laut Musk "in ein paar Monaten" stattfinden. Die Startbasis dafür wurde beim Abheben laut Berichten jedenfalls relativ überschaubar ramponiert.

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"Billiger als Twitter"

Das Netz war in seinem Urteil nicht so gnädig: Viele wunderten sich darüber, dass ein dreiminütiger, taumelnder Flug (es hätten eineinhalb Stunden sein sollen) und eine Explosion für SpaceX als "Erfolg" gelten, der Name Musk wurde in "Murks" verkehrt. Andere merkten an: "War auf jeden Fall billiger als Twitter." Der Herr der Raketen wird sich vom mäßig erfolgreichen Jungfernflug nicht von nachfolgenden Versuchen abhalten lassen.

Bis das "Starship" so sicher ist, dass damit Astronauten in das All fliegen, dürfte es noch einige Jahre dauern, denn: Ein Himmelfahrtskommando im eigentlichen Wortsinne darf es niemals werden.