Ein König für den Klimaschutz? Als Prinz von Wales ist Charles immer wieder als leidenschaftlicher Redner für den Klimaschutz, aber auch als überzeugter Biolandwirt aufgefallen. Letztes Jahr beim UN-Klimagipfel in Glasgow hatte er zu einem radikalen Wandel aufgerufen. Die Welt müsse mit militärischer Strategie den Klimawandel stoppen. Tatsächlich hat Charles aber bereits in den 1970er-Jahren bei Konferenzen auf Umweltprobleme aufmerksam gemacht – zu einem Zeitpunkt, als die meisten ihn dafür noch belächelten.

Nach dem Tod von Queen Elizabeth II. muss sich Charles nun an eine neue Rolle gewöhnen, nämlich an die des Königs. Aber was erhoffen sich junge Britinnen und Briten vom neuen Monarchen? Wir haben nachgefragt. 

Was junge Briten von König Charles III. erwarten

Politologin Melanie Sully: "Charles muss sich nicht raushalten"

"Die Leute hören zu, wenn er was zu sagen hat", erklärt die britische Politologin Melanie Sully, die in Wien das Go-Governance-Institut leitet. "Gerade die Jungen werden schon erwarten, dass er sich nicht in einem Palast einbetoniert und nur Akten unterschreibt, sondern dass er schon auch etwas sagt." Dennoch stellt sich die Frage, ob es Charles in seiner neuen Rolle als König überhaupt möglich sein wird, für den Klimaschutz einzustehen. Als solcher muss er sich schließlich aus der Politik heraushalten – oder? 

"Die Königin hat sich sehr aus der Tagespolitik herausgehalten. Sie war sehr neutral – aber das muss gar nicht so sein", erklärt die Expertin. Queen Victoria sei im 19. Jahrhundert beispielsweise gegen den Liberalismus gewesen und habe sich auch entsprechend positioniert. "Das waren natürlich andere Zeiten. Und dennoch: Charles muss sich nicht zurückhalten. Er darf natürlich nicht in parteipolitische Themen oder Wahlen eingreifen, aber Klimaschutz ist Mainstream."

Melanie Sully ist Politologin und war jahrelang Professorin an der Diplomatischen Akademie Wien. Sie leitet das "Go-Governance"-Institut in Wien
Melanie Sully ist Politologin und war jahrelang Professorin an der Diplomatischen Akademie Wien. Sie leitet das "Go-Governance"-Institut in Wien © (c) Philipp Bergermayer

Darüber hinaus ist es für König Charles möglich, beispielsweise eine königliche Kommission einzuberufen, die sich mithilfe von Expertinnen und Experten mit dem Klimaschutz auseinandersetzt und Empfehlungen an die Regierung aufbereitet. "Es liegt durchaus im Ermessen des Monarchen, zu warnen und Vorschläge zu machen. Er hat eine Soft Power, die er sehr gescheit nutzen kann."

König Charles III.: Ein neuer Stil?

Dass Charles möglicherweise einen anderen Regierungsstil an den Tag legen wird als seine Mutter, darauf können Sully zufolge die neuen Münzen und Briefmarken in Großbritannien hinweisen. Gibt es einen neuen Monarchen oder eine neue Monarchin, schaut der darauf abgebildete Kopf in eine andere Richtung. "Auf den Briefmarken hat die Königin nach links geschaut, Charles wird nach rechts schauen. Das kann ein symbolischer Hinweis darauf sein, dass ein Wechsel stattfindet." 

Auf Empfehlung der Premierministerin: Absage beim Klimagipfel im November 

Die anfängliche Euphorie vieler junger Britinnen und Briten hat zuletzt allerdings einen Dämpfer erhalten, als bekannt wurde, dass König Charles auf Empfehlung von Premierministerin Liz Truss darauf verzichten werde, den Klimagipfel in Ägypten zu besuchen. Der Guardian titelt gar, dass der König laut dem britischen Umweltminister nun andere Prioritäten als das Klima habe.

Die Politologin Melanie Sully geht allerdings davon aus, dass er seine Botschaft dennoch auf andere Weise an das Publikum übermitteln wird: "Ich denke zwar, dass es mit dieser Regierung schwierig für ihn wird, aber einen Maulkorb wird er sich nicht anlegen lassen."