Der sogenannte Earth Overshoot Day (Erdüberlastungstag) liegt damit etwas früher als im Vorjahr, wie aus Berechnungen des Global Footprint Networks mit Sitz in den USA und der Schweiz hervorgeht. Um die bis Donnerstag verbrauchten Ressourcen zu erneuern, bräuchten die Ökosysteme demnach etwa ein Jahr.
"Wir leben ab Donnerstag bei unserer Erde auf Pump", sagte Christoph Bals von der deutschen Umweltorganisation Germanwatch laut Mitteilung. "Die Konsequenzen dieser Übernutzung bürden wir insbesondere den Armen heute und den nachfolgenden Generationen auf – und das mit wachsender Intensität."
Österreich verbraucht 3,5 Erden
Der Welterschöpfungstag (Earth Overshoot Day) sei bedrohlich früh, auch durch den weiterhin zu hohen Einsatz fossiler Energien, warnten die Umweltschutzorganisationen WWF Österreich, Global 2000 und Plattform Footprint. "Wetterextreme, Preisdruck auf Energie sowie Ressourcen-Knappheiten haben eine Gemeinsamkeit: Wir leben auf zu großem Fuß. Für ein gutes Leben aller Menschen auf der Erde müssen wir schneller ins Handeln kommen", sagte Michael Schwingshackl von der Plattform Footprint. "Wir schießen immer noch weit über das verträgliche Maß hinaus. Die Welt verbraucht im Jahr 2022 wieder die Ressourcen von 1,8 Erden. Nach österreichischer Lebensweise sind es sogar etwa 3,5. Wenn wir innerhalb des ökologischen Budgets bestehen wollen, sollte die Politik die Chance in Zeiten steigender Energiepreise ergreifen und den Turbo beim Ausstieg aus fossiler Energie zünden", forderten die Umweltschützer.
Der WWF Österreich sprach sich für eine "massive Energiespar-Offensive" aus, "um die sinnlose Verschwendung von Energie und Ressourcen zu stoppen", wie es in einer Aussendung hieß. "Mit unserem derzeitigen Energieverbrauch können wir weder die Klimaziele erreichen, noch eine naturverträgliche Energiewende schaffen. Wir müssen unseren enormen Hunger nach Energie in den Griff bekommen – damit schützen wir nicht nur Menschen, Natur und Klima, sondern erhöhen auch die Versorgungssicherheit, weil Österreich damit unabhängiger von fossilen Importen wird", appellierte WWF-Klimasprecher Karl Schellmann. Laut einer aktuellen Analyse sei eine mittelfristige Energie-Einsparung von 45 Prozent in Österreich möglich.
Hitze und Brände als Warnzeichen
"Im Sinne der Umweltgerechtigkeit muss die scheinbar grenzenlose Ausbeutung von Menschen und Natur zugunsten von unserem Überkonsum in Österreich und Europa ein Ende haben", schloss sich Anna Leitner, Expertin für Ressourcen und Lieferketten bei Global 2000, den Appellen an. "Die Bundesregierung muss Reduktionsziele für den Ressourcenverbrauch genauso gesetzlich verankern wie Klimaziele. Neben der Energiewende sind für eine Verringerung unseres ökologischen Fußabdrucks Veränderungen in allen Sektoren notwendig – von der Mobilitätswende bis zur Ernährungswende. Außerdem braucht es ein starkes Lieferkettengesetz auf EU-Ebene und in Österreich, damit Unternehmen in ihren globalen Lieferketten verantwortungsvoll mit Rohstoffen umgehen und Menschen und Umwelt schützen", sagte Leitner.
"Die Hitze und Brände in ganz Europa und auch außerhalb zeigen, wie sich der Raubbau an der Erde für die Menschen auswirkt. Was wir jetzt erleben ist der neue Standard: Starkregen, Dürre und Murenabgänge in Österreich. Solche Extremereignisse werden in Zukunft noch zulegen, wenn wir jetzt nichts ändern", warnte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich. Die Regierungen auf der ganzen Welt müssten "endlich damit aufhören, den Planeten ohne Rücksicht auf die Zukunft auszubeuten". Duregger nahm auch Österreich in die Pflicht: "Die Bundesregierung muss endlich anfangen, Gesetze umzusetzen, die unsere Ressourcenverschwendung begrenzen. Dazu gehört das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das Energieeffizienzgesetz und vor allem und am dringendsten: das Klimaschutzgesetz."
Ähnlich äußerte sich auch die SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung, Petra Bayr. Österreich habe seinen Overshoot Day bereits am 6. April 2022 gehabt. "Damit liegt unser Land weltweit an dramatischer zehnter Stelle – und hat damit einen besonders dringlichen Auftrag, politisch endlich zu handeln", forderte die Politikerin. "Die Verwendung fossiler Energieträger wie Erdöl, Erdgas oder Kohle muss vor allem in den reichen Ländern Europas und in Nordamerika drastisch verringert werden. Dazu gehört auch die individuelle Elektromobilität: Batterien und elektronische Steuerungselemente arbeiten mit Rohstoffen, die jenen, die sie unter unvorstellbaren Arbeitsbedingungen abbauen, einen hohen Blutzoll und die Verletzung ihrer grundlegenden Menschenrechte abverlangen", betonte Bayr.