Ken Graham, Direktor des US-Hurrikanzentrums (NHC), redete nicht lange um den heißen Brei herum: "Das wird eine lebensgefährliche Situation." Hurrikan "Ida", ein Wirbelsturm der Kategorie vier von fünf, ist südwestlich der Stadt New Orleans bei Port Fourchon auf die Küste getroffen. Der Bundesstaat Louisiana und die Stadt New Orleans müssen mit Starkregen, einer "lebensgefährlichen Sturmflut", katastrophalen Windböen und anhaltenden Stromausfällen rechnen, warnten die Behörden.

"Ida" besitzt enorme Kraft, die über dem warmen Wasser des Golfs von Mexiko weiter wuchs. Experten des NHC berichteten von Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde. Dies entspricht einem starken Sturm der Kategorie vier von fünf. Die höchste Kategorie beginnt ab 252 Stundenkilometern.

Zehntausende fliehen vor Hurrikan "Ida"
Zehntausende fliehen vor Hurrikan "Ida" © (c) AP (Scott Threlkeld)



Gouverneur John Bel Edwards aktivierte für den Hurrikan die Nationalgarde mit rund 5000 Soldaten. "Wenn Sie in Hurrikan 'Idas' Pfad sind, dann ist es jetzt Ihre einzige Aufgabe, sicher am Ort zu bleiben", schrieb er auf Twitter. "Finden Sie den sichersten Platz in Ihrem Haus, überstehen Sie den Sturm und bleiben Sie dort, bis der Sturm abzieht."

Die Katastrophenschutzbehörde flog Helfer und Vorräte in die Region, die Küstenwache stationierte zahlreiche Hubschrauber und Boote für den bevorstehenden Rettungseinsatz. Zehntausende fliehende Anrainer der Küstengebiete verstopften die Autobahnen ins Landesinnere und in die Nachbarstaaten. Edwards betonte, "Ida" werde einer der stärksten Wirbelstürme seit dem Jahr 1850 sein.

Der Sturm hat sich zu einem "starken Hurrikan" entwickelt
Der Sturm hat sich zu einem "starken Hurrikan" entwickelt © (c) AP



„Ida“ traf in Louisiana auf den Tag genau 16 Jahre nach der Ankunft des verheerenden Hurrikans "Katrina" auf Land. Dieser hatte 2005 in und um New Orleans katastrophale Schäden und verheerende Überschwemmungen verursacht. Damals kamen rund 1800 Menschen ums Leben. Seither wurden in der Region allerdings Milliarden in den Hochwasserschutz investiert. New Orleans ist daher inzwischen besser vor Überschwemmungen geschützt, den jüngsten Prognosen zufolge muss die gebeutelte Stadt aber auch mit extrem zerstörerischen Windböen rechnen.

"Hurrikan 'Ida' stellt eine direkte Bedrohung für die Menschen in New Orleans dar“, warnte Bürgermeisterin LaToya Cantrell. Wegen des schnell herannahenden Sturms habe es keine Zeit mehr gegeben, eine Pflicht-Evakuierung der ganzen Stadt anzuordnen. Sie verfügte daher nur die Evakuierung besonders gefährdeter Gebiete, die fern der Dämme liegen. New Orleans ist fast gänzlich von Wasser umgeben – im Norden liegt Lake Pontchartrain, im Osten Lake Borgne, im Süden gibt es die Feuchtgebiete entlang der Mississipi-Mündung.

Gouverneur Edwards erklärte, küstennahe Spitäler könnten nicht evakuiert werden, weil es dort zu viele Corona-Patienten gebe. Derzeit würden in dem Staat mit insgesamt 4,6 Millionen Einwohnern 2450 Patienten wegen Covid-19 behandelt.