"Wir sind der Meinung, dass der Verkauf von Ben & Jerry's-Eis in den besetzten palästinensischen Gebieten mit unseren Werten unvereinbar ist", hieß es am 19. Juli in einer Pressemeldung des US-amerikanischen Speiseeishersteller "Ben & Jerry's". Ab Ende nächsten Jahres wolle man daher kein Eis mehr in israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland und Ostjerusalem verkaufen. Die Reaktionen gingen auseinander: Eine arabische Abgeordnete im israelischen Parlament sprach von einer "angemessenen und moralischen Entscheidung", Israels Regierung drohte mit sofortigen Konsequenzen und warf dem Unternehmen "ökonomischen Terrorismus" wie auch Antisemitismus vor.

Nun soll ein Dokument des israelischen Außenministeriums durchgesickert sein, wonach Israel eine "langfristige Druckkampagne" gegen Ben & Jerry's startet. Dazu wurde eine spezielle Task Force ins Leben gerufen, die sowohl in der Politik als auch bei diversen Organisationen und Verbänden, vor allem in den USA, Lobbyarbeit leisten soll. 

Außerdem werden in dem Papier israelische Diplomaten dazu aufgerufen, bei der Organisation von Protesten behilflich zu sein. Jüdische und israelfreundliche Gruppen sollen so ermutigt werden, Demonstrationen vor den Büros von Ben & Jerry's sowie vom britisch-niederländischen Konsumgütergiganten Unilever, zu dem das Unternehmen aus Vermont seit 2000 gehört, zu organisieren. Durch diese Maßnahmen soll der Druck auf Investoren und Vertriebspartner erhöht werden.

Ben & Jerry's ist bekannt dafür, sich für gesamtgesellschaftliche Anliegen einzusetzen und setzt daher immer wieder politische Zeichen, wie beispielsweise bei den "Black Lives Matter"-Protesten im vergangenen Jahr. Israels Premierminister Naftali Bennett gilt wiederum als Unterstützer der - nach internationalem Recht als illegal angesehen - israelischen Siedlungen in den palästinensischen Gebieten. In Israel generell will Ben & Jerry's aber weiterhin Eis anbieten, wobei man wohl einige Kunden durch den Vorfall bereits verloren hat. „Nun wissen wir Israelis, welche Eiscreme wir NICHT kaufen“, twitterte etwa Israels früherer Premier Benjamin Netanjahu.