Dieser Ansatz ist kompromisslos, revolutionär geradezu: Neuseeland, der ferne 4,9-Millionen-Einwohner-Inselstaat im Südwestpazifik, peilt an, bis zum Jahr 2025 rauchfrei werden. Die Regierung unter Premierministerin Jacinda Ardern - sie holte 2020 bei der Parlamentswahl die absolute Mehrheit - will per Gesetz einer nun jungen Generation (und den nachfolgenden) das Rauchen verbieten. Lauter Applaus dafür kommt von der Initiative "Action on Smoking & Health" (ASH), die sich seit Langem massiv für ein rauchfreies Neuseeland einsetzt.

Sollte das Verbot tatsächlich mit Anfang 2022 in Kraft treten, würde das für alle Menschen, die nach dem 1. Jänner 2004 geboren wurden, bedeuten, dass sie niemals - legal - Zigaretten bzw. Tabak in Neuseeland kaufen könnten. In weiterer Folge soll das gesetzliche Raucheralter weiter schrittweise angehoben werden. Eine Maßnahme sieht vor, den derzeit noch erlaubten Nikotingehalt in Tabakprodukten deutlich zu reduzieren. Die stellvertretende Gesundheitsministerin Ayesha Verrall - sie gehört wie Ardern der New Zealand Labour Party an - zur radikalen Herangehensweise: "Business as usual bringt uns nicht weiter." Mit dem Gesetz hält die mit der Agenda Betraute die angestrebten Ziele indes für "schaffbar".

Versucht wurde auch in Neuseeland viel, um die Menschen vom Rauchen abzuhalten: Aufklärungsarbeit, Werbeverbote und nicht zuletzt massive Anstrengungen, um die junge Generation zu sensibilisieren. Trotzdem gibt es in dem Inselstaat jedes Jahr laut offiziellen Angaben 4500 rauchbedingte Tote. Seitens der Neuseelands Cancer Society heißt es unverblümt: Tabak sei "das schädlichste Konsumprodukt der Geschichte."

Die Weichen für den "Smokefree 2025"-Plan wurde bereits 2011 gestellt - den Zielen hinkt man aber meilenweit hinterher: Nach wie vor rauchen in dem Land, dessen Lokale und Arbeitsplätze immerhin schon seit 2004 rauchfrei sind, knapp 530.000 Menschen täglich. Neuseelands Cancer Society hat nun eine Petition gestartet, um die Pläne zu unterstützen: Nicht zuletzt soll die Anzahl der Geschäfte, die Tabakprodukte verkaufen, verringert werden. Ein besonderes Problem sind in weiterer Folge illegale Tabak-Importe - auch damit wird sich die Regierung beschäftigen müssen.

Die Raucherquote ist in Neuseeland - wie in vielen anderen Staaten der Welt - in ärmeren Bevölkerungsgruppen um ein Vielfaches höher. Besonders betroffen sind etwa junge Māori-Frauen. Um das Jahr 1984 hatte die indigene Bevölkerung die höchste Lungenkrebs-Rate der Welt. Māori-Vertreter Shane Kawenata Bradbrook formuliert kompromisslos: Es gehe darum, "in dieser Ecke der Welt der Tabakindustrie den Untergang zu bringen" - denn: "Diese hat unsere Leute viel zu lange süchtig gemacht und sie um ihr Geld geschröpft."